Na, dann will ich auch mal was gegen das verfrühte Sommerloch tun.
Daher hier ein Bericht über mein zweites Car für die „PreWar“-Klasse unserer kleinen Rennserie „Vintage 32 Days“.
Mein kürzlich hier gezeigter Alfa „Bimotore“ hat sich aufgrund seiner Dickbäuchigkeit ja als nicht kompetitiv herausgestellt. Leider. Aber sein Gewicht ist nicht weiter zu reduzieren und somit musste ich auf die Schnelle noch fünf Tage vor dem Saisonstart ein neues Car auf Kiel legen.
Aus einer Sammelbestellung Ende des vergangenen Jahres bei dem Neuseeländer John Warren hatte ich eine für diese Klasse passende Karosse des Maserati 4cl da liegen.
Der 4cl wurde 1939 von Maserati für die „Voiturette“-Klasse entwickelt, in der er sich mit dem Alfa Romeo 158 und den verschiedenen ERA-Typen herumbalgen durfte. In der kurzen Einsatzzeit bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges konnte er einige Siege erringen, nach dem Krieg wurde er zum 4clt weiterentwickelt und zu einem vor allem bei vielen Privatfahrern beliebten Wagen.
Der 1500 ccm-Motor entwickelte 210 PS und benötigte für diese Leistung ein Spezialgemisch aus Methanol, Superbenzin, Aceton und Öl. Von diesem leckeren Tröpfchen gönnte er sich etwa 80 Liter auf 100 km.
Der englische Fahrer Johnnie Wakefield siegte mit dem Maserati 4cl als Erster, und zwar bei der Coppa „Principessa die Napoli“ am 28.05.1939
Das Bild stammt von Wikimedia commons (unbekannter Fotograf, public domain),
LINKDer bodykit von John Warren enthält neben der Karosse die Auspuffanlage aus Resine, eine mehrteilige Fahrerfigur, das Vierspeichenlenkrad und eine Befestigungsstütze aus Resine. Der body ist, wie auch bei den anderen kits, die ich bei John geordert hatte, aus einem nicht zu dicken Material gefertigt, die Details sind gut dargestellt, hinter dem Cockpit sind der Tankdeckel und eine Benzinleitung mit angegossen, die Öffnungen in der Haube und seitlich am body sind angedeutet, jedoch nicht vollständig gleichmäßig. Das Kühlergitter ist mit eingegossen und minimal asymmetrisch. Im ganzen kann der body jedoch gut überzeugen, die Proportionen sind sauber wiedergegeben. Das bedingt jedoch leider auch, dass sich der body hinten originalgetreu stark verschmälert, so dass ich beim Einpassen des Penelope-Pitlane-Chassis (Sm1s) etwas zaubern musste. Der Zeitdruck bedingte, dass ich leider vom bodykit kein Foto gemacht habe. Auf die Idee, zu fotografieren kam ich erst, als ich schon relativ weit vorangekommen war...
Das Sm1s-Chassis von PP hat den Vorteil, dass es hinter der Hinterachsaufnahme relativ kurz ist, so dass es mit vieeeel Ausschleifen der Karo darunter passte. Eigentlich ist es nur bis zu einem Radstand von 75mm angegeben, für die modellgerechten 78mm musste ich vorne sehr nacharbeiten. Letztlich passte es aber.
Die ersten Fotos zeigen also schon den lackierten body auf dem fahrbereiten Chassis. Da ich zum PP-Chassis hier schon etliche Male geschrieben habe, erspare ich mir das in diesem Bericht und gehe im wesentlichen nur auf die Karosseriedetails ein.
Die Speichenräder aus Kunststoff stammen von Cartrix, ich habe sie mit Backofenreiniger entchromt, wodurch sie wesentlich filigraner wirken und dann, nach gründlicher Reinigung, mit Felgensilber lackiert. Zur Simulation der Bremstrommeln habe ich jeweils zwei M5 Unterlegscheiben mit Sekundenkleber auf den Radnabenstummel geklebt. Die Räder selber sind auf die an den Enden eingekerbte Achse ebenfalls mit Sekundenkleber aufgeklebt. Ich bin auch vor Kunststoffrädern nicht fies, der einzige Nachteil ist, dass ein Wechseln der Übersetzung nicht so einfach ist, wie bei geschraubten Rädern. Der Rundlauf der Cartrix-Räder ist dagegen recht akzeptabel, in der Optik überzeugen sie und, wie Ihr später sehen werdet, in der Funktion auch.
An weiteren Details ist hier schon zu sehen:
- Rückspiegel hergestellt aus einer beschliffenen Stecknadel mit Kunststoff-Kopf
- Scheibenhalterung aus 0,8mm-Draht, in entsprechende Bohrungen eingeklebt
- Cockpit-Rückwand aus 0,5mm Polistyrene-Platte
- Fahrersitz aus Teelicht-Aluminium
Da die Karosse im Cockpitbereich sehr weit nach unten ausgeschnitten ist, benötigt man, um den Motor optisch abzudecken, einen Fahrersitz. Besser sieht man das auf dem folgenden Foto:
Hier ist auch gut die Simulation der Hinterradaufhängung zu sehen, die aus dem gleichen dünnen Polistyrene-Material wie die Cockpitrückwand besteht. In dünne Streifen geschnitten und mit Sekundenkleber verklebt.
Ein drittes Detailfoto zeigt das (bei diesem Typ asymmetrische) Armaturenbrett, ebenfalls aus Teelicht-Alu, sowie die Scheibe, die Rückspiegel, die noch mit einem, per Lochzange aus Spiegelfolie ausgeschnittenen Spiegel aufgewertet wurden und den Auspuff. Der Hitzeschutz im Bereich unterhalb des Cockpits besteht aus einem Stück Kunststoff, das von einer leeren Kugelschreiber-Mine stammt. Weitere Detailierung in Form einer Lochung musste aus Zeitmangel unterbleiben. Die hintere Auspuffhalterung ist wiederum aus 0,8mm Draht gebogen.
Die Decals sind mit einem Color-Laserdrucker unter Zuhilfenahme einer weißen Farbpatrone von
GHOST selbst gedruckt. Da dem Vorbild entsprechend vorne die Startnummer sehr klein ausfallen musste und ich für alle Startnummern die gleiche Schriftart verwenden wollte, war dies die mögliche Lösung. Die Decals sollten auf dem Trägerpapier besser mit Klarlack stabilisiert werden, leider war mein Klarlack etwas zu dickschichtig, so dass man bei dem auf rot erforderlichen doppelten Bekleben doch eine deutliche Kante vom Ausschneiden sieht. Vielleicht hätte ich mir das Versiegeln bei der ersten Schicht Decals sparen können. Na, ja, die Zeit, die Zeit. Außerdem sind sie etwas vom Original abweichend positioniert, da ich sie seitlich sonst auf die angedeuteten Kühlluftöffnungen der Motorhaube hätte kleben müssen, was ich nicht wollte.
Und da sind wir schon beim fertigen Modell:
Zu diesem Foto ist noch zu erwähnen, dass
- der Fahrer umfangreiche Chirurgie brauchte, bis er ins Cockpit passte
- der Kopf von Immense miniatures stammt
- die Fahrerbrille mit glasklarem „Canopy Glue Formula 560“ von ZAP ausgegossen wurde
- der Kühlergrill mit Bare metal Folie beklebt und mit schwarzer Acrylfarbe ausgemalt wurde
- das Maserati-Logo aus dem Fundus stammte
Auch die Betonung der Karosseriesicken und der Kühlluftöffnungen erfolgte mit schwarzer Acrylfarbe. Was auf dem vergrößerten Foto sehr stark wirkt, hat bei Betrachten des Modells in der Hand genau den richtigen Effekt.
Auf dieser Aufnahme von schräg hinten kann man noch die dünnen „Bremsleitungen“ aus dem Modellbaubedarf erkennen (habe ich vor Jahren mal auf einer Börse gekauft):
Der Vergleich mit dem Alfa Romeo Bimotore zeigt, dass der Maserati bei weitem kleiner ist – es war ja auch „nur“ eine Voiturette. Der Gewichtsvorteil ist deutlich: der Maserati bringt nur knapp 64 Gramm auf die Wage gegenüber den 90 Gramm des Alfa.
Mit Ach und Krach ist es mir gelungen, das Car rechtzeitig fertig zu stellen und hier ist der Maserati dann am vergangenen Samstag im Feld mit seinen Konkurrenten. Er trat gegen den Austin Special „Miss JoJo“ an, sowie gegen einen 1939er Bugatti T50B/59 und zwei Silberpfeile, nämlich einen Mercedes W125 auf George-Turner-Basis und einem auf dem Revell-Bausatz basierenden Auto Union Type D.
Was soll ich sagen? First race, first win! Sieg mit zwei Runden Vorsprung. Das hat Spaß gemacht....
Gruß, Taffy