Wird der Alltagsstress zu groß, legt die Bastelwut erst los....Was gibt es besseres zum Ausklinken aus dem Alltag, als Slotcars zu bauen. Mir fällt nichts ein...
Die Stromlinie hat es mir angetan, der Birkin-Bentley muss weiter zurückstehen....mein nächstes Projekt ist die Auto-Union Stromlinien-Limousine, mit der im Jahre 1935 Rekordfahrten in Italien und Rennen auf der Avus bestritten wurden. Hierzu wurden die Auto-Union Typ-B-Rennwagen weiter gewichtsreduziert (um 80kg!) und mit Aluminium-Radabdeckungen versehen. Mit diesen Wagen wurden Rekorde über den fliegenden Kilometer und die fliegende Meile von über 320 km/h gefahren, wohlgemerkt, auf einer „normalen“ Autobahn in Italien! Zu einer Zeit, als der Geschwindigkeitsweltrekord auf den Salzseen in Utah gerade mal 100 km/h höher lag. In den Fahrzeugen mit geschlossenem Cockpit war es extrem heiß und laut. Und gefährlich. Hans Stuck wäre bei einem Rennen in Tripoli beinahe in einem solchen Wagen mit geschlossenem Cockpit verbrannt. Ein Feuer war im Motorraum ausgebrochen, dies zerstörte die Bremsseile, so dass Stuck den Wagen nur mit Mühe anhalten konnte. Im letzten Moment konnten Feuerwehrleute den aufgrund einer Rauchvergiftung nahezu bewusstlosen Rennfahrer aus seinem brennenden Gefängnis befreien....
Hier ein Foto des Prototyps mit komplett abgedeckten Rädern. Bei den in den Rennen verwendeten Wagen wurden dann wohl normale Speichenfelgen verwendet, zumindest habe ich keine anderen Bilder gefunden.
Es gibt von diesem Wagen ein Resinekit von Tertre Rouge, das mir formal recht gut getroffen erscheint und eine GFK-Karosse von Dave Jones, die mich mit einem unschlagbarem Preis (12,5 Pfund) lockte.
Mit dem Hinzufügen von ein paar Gravuren fing es mal wieder an. Wer mich kennt, weiß, was nun wieder kommt......
Bei näherem Hinsehen gefiel mir die Dave-Jones Karosse dann nämlich doch nicht, mir erschien der Radstand zu lang, das ganze Gefährt zu lang gestreckt.
Also kurzerhand zur Säge gegriffen und 2mm mittig herausgetrennt.
Wieder verbunden mit Sekundenkleber, von innen zur Verstärkung eine Lage von dem dünnen Flies, mit dem Disketten ausgelegt sind. Das ist extrem saugfähig und gibt eine sehr stabile Verbindung. Verspachtelt und verschliffen, so machte sich das ganze dann schon ganz gut und die Proportionen gefielen mir schon besser. Hat ein wenig was von einem Batmobil...
Danach habe ich mich vor weiteren Arbeiten an der Karosse erst an den Chassisbau gegeben, eine kluge Entscheidung, denn es stellte sich heraus, dass im Frontbereich noch weitere Veränderungen nötig waren, um die Karosse richtig, zumindest nach meinem Formempfinden, platzieren zu können. Das Chassis besteht wieder aus Platinenmaterial, der Motorhalter ist ein umgebauter Halter eines alten Schöler-Chassis. Die Vorderachshalterung besteht diesmal aus einem Messing-Röhrchen. Die Räder sind die Vintage-Wheels von PenelopePitlane, die ich sonst mit Speichenfelgen-Einsätzen versehe, hier mit Radabdeckungen des gleichen Anbieters, poliert und klarlackiert. Reifen von Ortmann. Leider sind die Räder insgesamt etwas zu groß.
Zurück zur Karosse: zwei Streifen aus dünnem Alublech mussten eingefügt und verspachtelt werden.
Dann gefiel mir die schmale Vorderachse nicht mehr. Also vordere Radverkleidungen mittels unterlegtem Platinenmaterial weiter nach außen gebracht, vorne seitlich zwei Löcher gebohrt und als „Aufbauhilfe“ für die Spachtelarbeiten und zur Gewichtsreduzierung (Spachtel wiegt!) Stücke von einem dünnen Plastikstiel eingeklebt. (Relikt eines „Sommermärchens“...)
Das ganze verspachtelt: ja, so gefiel es mir besser. Einen Einfüllstutzen vorne hatte der Auto Union nicht, also weg damit.
Ich habe dann so ein wenig vor mich hin spintisiert: wie kann man wohl 80kg Gewicht an solch einem Auto sparen? Da kam mir die Legende der Mercedes-Silberpfeile in den Sinn, Ihr wisst schon, die Sache mit dem heruntergeschliffenen Lack, der auf der Waage die zwei entscheidenden Kilo zum Erreichen des Gewichtslimits brachte. Also dachte ich mir: das könnte bei diesem Rekordwagen ja vielleicht auch so gewesen sein. Daher habe ich zur Darstellung von nacktem Aluminium wieder die bewährte Kombi Chrom-Effekt-Lack und Bodenglänzer verwendet.
Der Decal-Job war überschaubar. Da ich die Rekord- und nicht die Rennversion baute, blieb es bei dem Auto-Union-Emblem auf der Kühlerhaube, Startnummern waren nicht nötig..
Einen Fahrer gab es zu der Dave-Jones Karosse nicht, also einen selbst gegossen, mit Kopf und Lenkrad versehen und den Innenraum gestaltet. Das habe ich diesmal einfach gehalten, denn die Fenster sind so klein, dass man ohnehin keine Details sieht. Ich habe hier nicht den Anspruch so manchen Modellbauers, dass auch unter der Oberfläche, wenn auch nie wieder sichtbar, sich detailgetreue Nachbildungen von irgendwas befinden müssen.
Den Kühlergrill habe ich wieder selber gelötet, immer wieder spannend, man weiß nie genau, was dabei herauskommt. Der Vergleich der Rekordlimousine mit der normalen Rennversion zeigt, dass der Rekordwagen eine deutlich kleinere Kühleröffnung hatte. Das brachte in Versuchen eine um 4 km/h höhere Endgeschwindigkeit!
Was blieb sonst noch zu tun? Auspuffrohre aus dünnem Alurohr einkleben, Fahrer einsetzen. Scheiben zuschneiden und mit Pattex Repair extrem einsetzen. Nicht so gut gelungen, das Pattex ist zu dick und zäh. Gravuren nachmalen. Heck detailieren. Fertig....
Hoffe, er gefällt Euch,
Gruß, Taffy