Mein dritter Edwardian ist der von George Turner recht frei interpretierte „Sunbeam“.
Sunbeam hatte für die Rennen in den Vereinigten Staaten nach Beginn des ersten Weltkrieges noch extra einen neuen Motor mit ca. 5 Litern Hubraum konstruiert und in ein 1914er-Chassis eingebaut. 1916 trat Sunbeam damit in Indianapolis an und errang einen vierten Platz im „Indianapolis 500“-Rennen. Dieser Wagen hat in den Händen eines englischen Sammlers überlebt und wird gelegentlich in Veteranenrennen gezeigt und eingesetzt. Er tritt unter der Bezeichnung „Sunbeam Indianapolis“ auf.
Es sind diverse Fotos dieses Cars mit etwas Recherche im Internet zu finden, unter anderem hier bei
Sportscardigest.
Wie rasant die Entwicklung des Automobils gerade in den Anfangszeiten voranschritt, zeigt sich bei einem Vergleich meiner bisherigen beiden Cars, dem Renault von 1906 und dem FIAT von 1907 mit diesem zehn Jahre jüngeren Sunbeam, der schon alles Kutschenartige verloren hat und sogar schon erste Versuche, den Luftwiderstand zu vermindern, zeigt.
Der Sunbeam, wie er von George Turner ausgeliefert wird, sieht so aus (mein Freund Jupp hat diesen hier ohne Veränderung des bodys gebaut):
Ich habe allerdings bei meinem Sunbeam erstmal die Säge angesetzt und das Heck ab- sowie die Sitzbank herausgetrennt und außerdem den Cockpitabschluss hinten und den Kühler vorne abgetrennt:
Dem Vorbild angenähert wieder zusammengefügt und nach viel Schleifarbeit sieht das dann so aus:
Das Foto des Originals, das im Hintergrund zu sehen ist, stammt ebenfalls von
Sportscardigest und zeigt den Wagen bei einem Edwardian-race in England in 2014 (vermutlich Goodwood?).
Da ich kein Material auftragen, sondern die Form lediglich durch Beschleifen verändern wollte (der body ist dafür dickwandig genug), ist das Ergebnis nur als Annäherung an das Original zu sehen. Das spitze Heck fällt etwas zu sehr ab, da habe ich etwas zu viel des Guten getan.
Zum Chassis ist nicht viel zu sagen, alles wissenswerte dazu habe ich schon in den vorherigen beiden Edwardian-Bauberichten ausgeführt. Zu erwähnen ist nur, dass ich die dem kit beiliegenden Resine-“Holzspeichen“-Räder, die die karosseriemäßig aber anders aussehenden Sunbeam-Rennwagen der Jahre 1912-13 noch trugen, gegen dem Vorbild entsprechendere Alufelgen mit fotogeätzten Drahtspeicheneinsätzen (noch ein Altbestand von Penelope Pitlane) ausgetauscht habe.
Als Spinoff zum Thema „Chrome“ im Unterforum Tipps und Technik berichte ich hier nochmal über die Lackierung mit Chromspray.
Ich wollte einen Look wie leicht angelaufenes Alublech erzeugen, und dazu hat sich bei mir Chromspray aus dem Baumarkt bewährt. Es trocknet auf der Baumarkt-Grundierung nicht ganz glänzend, sondern etwas wolkig auf und erhält dann, wie ich schon vor längerem in meinen Berichten über den Napier Railton und den Austin 7 Twincam berichtet habe, seinen endgültigen Alu-Look durch den Auftrag von Erdal-Bodenglänzer, den ich anstelle von Klarlack, wie auch sonst schon mehrfach von mir berichtet, zur Versiegelung verwende.
Hier ein erhellender Blick von oben:
Die Karosse wurde von mir auch etwas weiter vorne auf dem Chassis befestigt, was dem Original eher entspricht. Ebenso wurde der abgetrennte Flachkühler durch Einsägen und zusammenfalten in der Horizontalen, sowie durch anschließendes Beschleifen zu einer dem Vorbild entsprechenden leicht gerundeten Kühlermaske verändert. Ein Kühlergitter aus Draht und eine unten angesetzte Verkleidung aus Teelicht-Aluminium vervollständigt zusammen mit der beweglichen Anlasskurbel den Look von vorn:
Erst später fand ich
dieses Foto hier auf Flickr. Ich finde, auch ohne diese Vorlage bin ich dem Original hier schon recht nahe gekommen. Nur Rahmen und Räder sehen hier eher dunkelgrün lackiert aus, von den Bildern auf Sportscar-Digest her war ich von schwarz ausgegangen.
Die weiteren individuellen Details:
- Den „aerodynamische“ Windschutz habe ich aus einem dünnen Polistyrol-Stück geschnitten.
- Die Motorhauben-Riemen entstanden wie gehabt aus dünnem Kunstleder mit kleinen aus Kupferdraht gelöteten Schnallen.
- Hinter dem Cockpit wurde eine umlaufende Nietenreihe neu angelegt.
- Den Fahrerkopf habe ich gegen einen mir besser gefallenden von Immense Miniatures ausgetauscht.
- Auf der Fahrerseite wurde, ähnlich, wie beim Original, nur deutlich größer, aus Kupferdraht, sowie der Messingdüse eines leeren Einwegfeuerzeuges ein Benzinhahn am Rahmen ergänzt
- Unter dem Chassis wurde noch eine Motorverkleidung vor dem nach unten herausragenden Elektromotor angesetzt (von Jupp im 3-D-Druck hergestellt und von mir verändert angepasst).
- Geweathered wurde analog zu verschiedenen Bildern des Originals mit einem dunkelgrauen Washing aus Acrylfarbe, das dann nochmal mit Erdal versiegelt wurde. Der Versuch, die Verschmutzung durch Auspuffrauch ebenfalls mittels Washing zu simulieren, misslang jedoch, die Entfernung des Washings jedoch ebenso. Daher hab e ich hier großzügiger, als mir eigentlich lieb war, die Airbrush eingesetzt.
Das ist nun das Ergebnis, auf dem vierten Bild erkennt man nochmal schön den Effekt der Lackierung:
Das auf den Bildern noch lilafarbene 29er-Achsritzel von Slotit wurde nach erfolgreichem Tracktest und der Erkenntnis: „Das kann drauf bleiben“ noch mit Edding geschwärzt.
Auf den nachfolgenden Aufnahmen kann man recht gut den Unterschied zwischen der unveränderten und der veränderten Karosse sehen (nochmal danke an Jupp für das Zur-Verfügung-stellen seines Cars!):
Der Sunbeam läuft trotz des ziemlich großen hinteren Karosserie-Überhangs fast so gut wie der FIAT. Hier bei Testfahrten auf dem „WestWood Circuit“ meines Freundes Peter:
Mit diesem Baubericht wünsche ich Euch allen frohe Weihnachten! Kommt gut und gesund ins neue Jahr!
Gruß, Taffy