Heute möchte ich Euch mein vorerst letztes selbstgebautes Slotcar vorstellen.
Wie vor kurzem angekündigt, muss ich eine meine Internetzeiten reduzieren. Sonst komme ich mit dem Ausbau meines Dachbodens und nachfolgendem Bahnbau in diesem Leben nicht mehr weiter. Sobald es mit dem Bahnaufbau beginnt, stelle ich gerne im Bahnen-Unterforum Bilder ein. Zuvor muss aber der Raum dafür noch fertig ausgebaut werden.
Nun also: der Porsche 787! Einen in Einzelschritte untergliederten bebilderten Baubericht gibt es diesmal nicht, für Zwischen-Fotos fehlte mir diesmal die Gelegenheit. Ich hoffe dennoch, dass der Beitrag für Euch interessant ist.
1959 war Porsche mit dem ersten echten Monoposto in die Formelrennen eingestiegen. Der 1500-ccm-Motor des Porsche 718 RSK wurde hierfür in einen Gitterrohrrahmen eingesetzt. In der damaligen Formel 2schlugen sich die Wagen ganz beachtlich.
Mit der Reglementsänderung 1961 wurde aus dem Formel 2 ein Formel 1 und Porsche startete als einziges Werk noch mit einem Wagen mit Trommelbremsen. Die typische Porsche-Drehstabfederung hatte man 1961 zugunsten von Schraubenfedern verlassen. Der Erfolg der kontinuierlich verbesserten Wagen blieb aber bescheiden. Die Konkurrenz war einfach besser.
Unter anderem war der Holländer Godin de Beaufort mit dem Porsche 787 unterwegs, und dieses Fahrzeug habe ich mir zum Vorbild genommen, wobei ich mich selten sklavisch genau an die Vorbilder halte, sondern meistens sehe, was denn der „kreative Prozess“ für Ergebnisse bringt.
Das Bild habe ich mir vor langer Zeit mal aus dem Internet gezogen, leider weiß ich die Quelle nicht mehr.
Wie kam es dazu, dass ich ausgerechnet diesen Porsche gebaut habe?
Schuld ist einerseits Findulini, dem ich dafür ewig dankbar bin! Auf seine Anregung geht eine Bestellung bei Betta&Classic zurück, die in 1:32 eine Reihe von Formelwagen-Karossen im Angebot haben. Aus GFK. Dieses Material gilt nicht als besonders anfängerfreundlich. Ich kann dies nur bestätigen, denn ich bin beim Bearbeiten der Karosse zeitweise ganz nah am „ab in die Tonne“ gewesen.
Andererseits ist verantwortlich Michael Ortmann, der nicht nur hervorragende PU-Reifen herstellt, sondern auch einen ansonsten gut gefüllten Shop hat. Bei ihm fand ich altes Airfix-Slot-Zubehör aus den 60er-Jahren, unter anderem eine gelenkte Vorderachse sowie eine Hinterachse mit angedeuteten Porsche-Felgen. Da gab es dann für den Porsche-Fan Taffy kein Halten mehr.
Die Grundform des 787 ist von Betta&Classic nicht ganz treffend gestaltet, so dass ich den Frontbereich etwas verlängern und den Heckbereich etwas verkürzen wollte. Also, wie schon in Resine gehandhabt, die Säge angesetzt und vorne und hinten quer getrennt. Hinten die Trennstelle weiter beschliffen, immer wieder probiert, bis das Heck dem Augenschein nach die rechte Länge hatte.
Verklebt habe ich die beiden Teile mit Sekundenkleber, wie nachfolgend alles andere (bis auf die Scheibe) auch. Ich bin mit dem Kleber von Robbe (Typ 2 Speed) sehr zufrieden, er erreicht gute Festigkeitswerte. Vorne habe ich in der Mitte und an beiden Seiten schmale Streifen aus Platinenkunststoff als Stützen eingeklebt, um die Front auf das richtige Längenmaß bringen zu können. Dann habe ich von innen ein reißfestes Flies eingeklebt. Wer meine anderen Bauberichte gelesen hat, weiß, dass ich gerne Diskettenmaterial recycle. Die eigentliche Datenträgerfolie läuft in dem Diskettengehäuse (vermutlich als Kratzschutz) zwischen zwei weichen Fliesscheiben. Genau dieses Material habe ich von unten, mit Sekundenkleber getränkt, in die Karosse eingeklebt. Stabilisiert (auch von unten) habe ich mit speziellem, in den Sekundenkleber eingestreuten Füllstoff. Man kann auch Backpulver dazu nehmen.
Nach Durchtrocknen des ganzen konnte ich von oben mit Feinspachtel auffüllen und die „Schleifen-und-Füllern“-Orgie beginnen. Dabei wurden natürlich die (wenigen) Gravuren immer flacher und nach und nach tauchte unter der harten, aber sehr dünnen Oberfläche eine Luftblase nach der nächsten auf. Also wieder spachteln, füllern, schleifen, bis zur nächsten Luftblase….Irgendwann war ich dann fertig, auch mit den Nerven, und die Gravuren futsch. Da ich nun wusste, was unter der Oberfläche lauerte, habe ich darauf verzichtet, die Gravuren neu zu ziehen und mir anders geholfen. Dazu später mehr.
Die Karosse besitzt eine einfache Fahrer-Büste, die mich nicht zufrieden stellte. Also habe ich sie aus- und weggefräst. Als Fahrer habe ich mir die Figur aus dem Scalextric-Ferrari 156 abgeformt und gegossen, ein Lenkrad fand sich in der Grabbelkiste.
Vor dem endgültigen Lackieren und Komplettieren der Karosse ging es aber erst an den Chassisbau. Die Chassisgrundplatte entstand ein weiteres Mal aus Lötplatine, der Grundaufbau entspricht den ausführlichen Beschreibungen im Thread „Dreimal rot“, daher gehe ich darauf hier nicht mehr weiter ein. Es kam wieder der kleine Pinkcar-Motor zum Einsatz. Die Vorderache wurde auf einen in passender Höhe aufgeklebten Ausleger angeklebt und fertig war das Chassis. Beim Probelauf zeigte sich dann ein gravierender Mangel der Airfix-Achse: so schön sie lenkte, so wenig Kontakt bekam der nicht vorhandene Leitkiel. Die Achse, die ich erstanden hatte, stammt aus einer frühen Serie von Airfix, und zwar ohne Leitkiel. Die Motorkabel sind an zwei Durchführungen nach unten gelenkt und berühren direkt den Bahnleiter. Das sorgt nicht für gute Kontaktverhältnisse, auch wenn durch sorfältiges Ausrichten der Kabelenden ein akzeptabler Betrieb möglich ist. Jeder Abflug erfordert dann jedoch wieder ein Richten der Kabel und Ausprobieren im Fahrbetrieb. Das konnte so nicht befriedigen.
Die Lösung seht Ihr gleich auf den Fotos. Ich habe einen MRRC-Leitkiel umgearbeitet, so dass er von unten auf die Führungspins der Airfix-Achse aufgesteckt werden konnte. Ein Versuch mit einem nach hinten weisenden Leitkiel hatte zuvor nicht funktioniert. So steht der Leitkiel leider um ein weniges unter der Karosse vorne hervor, was ich durch Einfärben mit schwarzem Mattlack einigermaßen kaschiert habe. Gewonnen habe ich dafür jedoch ganz erheblich an Fahrdynamik, der Porsche ist ein echter Eckenflitzer geworden, der sicher zu beherrschen ist und eine Unmenge Spaß macht.
Nachdem das Chassis nun stand, konnte ich die Anpassungs-, Lackier- und Detaillierungsarbeiten an der Karosse beenden. Um die Vorderachse von oben ein wenig zu kaschieren, habe ich aus dünnem Alu zwei kleine Leitbleche angefertigt. Dies entspricht so zwar nicht dem Vorbild, sieht aber für meinen Geschmack besser aus.
Lackiert habe ich mit Felgenspray in silbergrau, dann die Gravuren mit einem feinen Bleistift aufgemalt, die vorderen Hauben-Schrauben mit Kugelnieten (wie beim Ferrari D 50 gezeigt) nachempfunden, die „Oranje“-Nase samt niederländischer Flagge wie bei de Beauforts Wagen auflackiert und danach das ganze klarlackiert.
Der Fahrer mit Lenkrad wurde eingeklebt, nachdem zuvor aus einem dünnen, über der Flamme vorsichtig gebogenen schwarzen Gießast der Überrollbügel gefertigt wurde. Da der Fahrer sozusagen auf dem Ende des in die „Fahrgastzelle“ ragenden Motor sitzt, habe ich den Übergang zwischen Fahrerrücken und Karosse mit einem kleinen Stück der Disketten-Speicherfolie abgeklebt, damit man den Rotor des Elektromotors nicht sieht. Zur Befestigung der Karosse auf dem Chassis genügen vorne zwei Findulini-Halterungen. Im Heckbereich stand noch etwas Detaillierung an: die Fahrwerks-Attrappe habe ich aus 0,8mm-Draht gebogen und passend zur Vorderachse mattschwarz lackiert, als „Federbeine“ habe ich darauf zwei Federstücke aus einem ausgedienten Einwegfeuerzeug gezogen (wieder mal der Hinweis: nix wegwerfen, man kann mehr Dinge für unser Hobby zweckentfremden, als man glaubt). Der Auspuff entstand wie der Überrollbügel aus einem über der Flamme gebogenen Gießast, in den ich eine heißgemachte Aderendhülse als Auspuff-Endrohr eingeschmolzen habe. Die hinteren Kühlergitter sind aus dünnem Draht gelötet, die seitlichen dagegen aus feinem Gitternetz entstanden. Zu guter letzt noch die Scheibe eingeklebt, und fertig war der kleine Porsche.
So, wer bis hierher mit Lesen durchgehalten hat, wird jetzt mit Bildern belohnt:
Erstmal der weniger attraktive Teil: die Karosserie von unten, ich hoffe, alle im Text beschriebenen Details sind zu erkennen:
Hier jetzt das Chassis….
….und die beschriebenen Karosseriedetails:
So sieht der Kleine dann fertig aus:
Wer jetzt möchte, ist herzlich eingeladen, zu mir zum Spielen zu kommen!
Als „Gegner“ eignet sich schön der auch schon hier vorgestellte Airfix-Ferrari 156 mit Lenkachse, die beiden Wagen geben sich nichts auf meiner Heimstrecke „Southdown-Park“. Bis zum Ab- und erweiterten Neuaufbau der Strecke wird ja noch ein wenig Zeit vergehen…
Gruß, Taffy