Angeregt durch die BMW Isetta von Claus, den Kit habe ich auch noch im Fundus, bin ich auf den Messerschmitt Kabinenroller gestossen. Dieser wurde meines Wissens nach noch nicht als Slotcar in 1:32 realisiert. Es stellt sich bei so einem recht kleinen und dann noch schmalen Dreirad schnell die Frage, ob man einigermassen massstabsgerecht ein Slotcar mit Hinterradantrieb bauen kann. neben der Kleinheit des Modells kommt erschwerend hinzu, dass das unbedingt zentral stehende Hinterrad links und rechts nicht viel Platz in der Karosserie lässt. Hier geht es um Millimeter.
Zuerst einmal zum Vorbild, auf Wikipedia kann man eine sehr schöne Beschreibung finden. Ich habe das hier versucht etwas komprimiert darzustellen, es ist aber in weiten Teilen ein direktes Zitat aus Wikipedia.
Der Konstrukteur Fend hatte nach dem Krieg seine „Flitzer“ zunächst als Einsitzer mit drei Rädern für Behinderte entwickelt. Die ersten Fahrzeuge von waren noch ohne Handantrieb, dann kamen kleine Motoren hinzu und die ersten echten "Autos" wurden gebaut. Fend konnte die Produktion aus Geldmangel nicht ausbauen und hat sich daher 1952 an die früheren Flugzeugwerke Messerschmitt gewendet, deren Produktionshallen leerstanden. Messerschmitt war jedoch nur bereit einen Zweisitzer zu produzieren, woraufhin ein entsprechendes Modell entwickelt wurde.
Der jetzt entstandene Messerschmitt-Kabinenroller hatte drei Räder und zwei hintereinander angeordnete Sitze, sodass ein ungewöhnlich schmaler, aerodynamisch günstiger Fahrzeugkörper gestaltet werden konnte. Die beiden Vorderräder waren lenkbar. Der Motor war im Heck des Fahrzeuges eingebaut und trieb das Hinterrad an. Der Passagierraum war von einer zur Seite schwenkbaren und an eine Flugzeugkanzel erinnernden Plexiglashaube abgedeckt; die Karosseriebauart wurde daher wiederholt als „Plexiglas-Vollsichtcoupe“ bezeichnet. (Die langgestreckte Form des Mobils und die Plexiglashaube führten ferner zu den scherzhaften Bezeichnungen „Schneewittchensarg“ oder „Mensch in Aspik“.) Der Kabinenroller hatte kein Lenkrad, sondern eine Art Motorradlenker mit Drehgasgriff, der ohne Lenkgetriebe über zwei Spurstangen direkt auf die Achsschenkel wirkte. Die Betätigung der Kupplung war zunächst in den Schalthebel integriert. Später bekam er Pedale für Gas, Bremse, Kupplung. Für das Rückwärtsfahren gab es ein Zwischengetriebe, das über einen Hebel an der Lenkstange betätigt wurde.
Man hat dann im Laufe der Jahre mehrere Varianten mit Plexiglashaube, als Cabrio-Limousine, Roadster und Sport angeboten.
Der KR 175 (KR steht für Kabinenroller) hatte einen Einzylindermotor mit 173 cm³ Hubraum und 9 PS Leistung von Fichtel & Sachs. Das reichte für eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.
Anfang 1955 erschien das Nachfolgemodell KR 200 mit 10,2-PS-Motor (191 cm³) und einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 90 km/h. Wie ein Automobil verfügte der KR 200 über drei Pedale (Kupplung, Bremse, Gas) und an der rechten Fahrzeuginnenseite befindet sich der Ganghebel mit „sequentieller“ Ratschenschaltung: nach hinten ziehen = herunterschalten, nach vorn drücken = heraufschalten.
KR als sogenannter Abschleppwagen für Werkstätten, ein "Businessmodel" der frühen Tage.
Wie bin ich nun beim Modell vorgegangen.
Ich habe im Sketchup Warehouse ein brauchbares 3D Modell des KR gefunden.
Skalieren, Anbauteile entfernen, als STL exportieren und in der richtigen Skalierung mit PLA ausdrucken.
Dieses Urmodell wird ohne grossen Schnick-schnack vorzunehmen mit meiner Handschuhmethode in Silikon abgeformt und dann in Resineharz ein ziemlich massiver Abguss angefertigt. In Resine lässt sich das Modell deutlich leichter bearbeiten, korrigieren und in die gewünschte Form bringen.
Die Details wir die Keder wurden mit gefrästen PS-Streifen aus der Bucht aufgebracht und abschliessend grundiert. Hier habe ich zu früh aufgehört, an der Stelle wäre es besser gewesen noch weitere Details wie Haubenhalter, Zierleisten etc. einzubringen.
Diese zweite Generation des Modells wurde nun erneut in Silikon abgeformt und in GFK abgeformt. Warum nicht Resine? Zum einen ist das Gewicht der Karo ein Grund und zudem hat sich schnell herauskristallisiert, dass es mit dem Platz für das Chassis in der Karosserie sehr eng werden würde. Da ist die dünnwandige GFK Karo von Vorteil. Solche schmalen Karosserien sind allerdings auch eher schwierig blasenfrei zu laminieren. Das ist mir dann auch nicht gelungen...
Die Plexiglashaube des Originals ist für mich ein Highlight bei einem solchen Modell. Daher wollte ich nicht darauf verzichten und das Cabriomodell bauen, das kommt vielleicht noch. Problematisch ist die genaue Passform, das ist bei dieser eingesetzten Haube nicht ganz trivial. Hergestellt habe ich den Tiefziehstempel aus Resine in der Originalform. Der Abguss musste dann allerdings noch bearbeitet und in Form geschliffen werden.
Hier bin ich auch einen Kompromiss eingegangen. die tiefgezogene Haube sitzt nicht wirklich gut in dem Scheibenrahmen der Karosserie. Eigentlich würde es sich lohnen hier noch einmal ein paar Stunden zu investieren. Sowohl in eine glatte Innenseite des Scheibenrahmens als auch in den Paßsitz des Tiefziehstempels.
Spannend wurde es nun mit dem Chassisbau. Schnell war klar, dass hier nur ein Eigenbau in Frage kommt. Folgende Aufgaben gab es zu lösen:
- Winzige Raddurchmesser, daher kein Sidewinder
- Schmale Platzverhältnisse, kein Inliner Antrieb möglich
- Wenig Platz in der Höhe und auch in der Länge
Zwei Möglichkeiten standen jetzt zur Wahl. Antrieb der HA mit einem Treibriemen. Ich hatte mir die Riemenscheiben und Riemen von Slot.it besorgt. Der sehr kurze Riemen muss allerdings entsprechend gekürzt und treppenmässig geklebt werden, dem traue ich hier nicht so recht.
Inspiriert vom Policarkonzept habe ich mich dann für die zweite Lösung mit einem Zwischengetriebe entschieden.
Prinzipskizze
dann nochmals in Corel Draw zur ersten Abklärung der Platzverhältnisse erstellt.
Antrieb von einem ausserhalb der Achse angeordneten SD 6025 Minimotor auf ein Slot.it Kronrad. Von dort über ein aufgeriebenes Zahnrad auf die nächste Achse mit einem relativ kleinen Scaleauto Zahnrad. Von dort dann auf ein ebenfalls aufgeriebenes SD Zahnrad auf der Achse. Felgen vorne und hinten aus dem 1:43 Sortiment von Slotdevil mit einem Hauch PU-Reifen. Speziell die Felgen vorne sind mit dem Reifen immer noch zu gross im Durchmesser, aktuell sind es ca. 11mm mit Reifen. "Pfuetze" druckt im 1:43 Bereich die Felgen, muss ich irgendwann auch zumindest für vorne drucken. Aber woher dann die Reifen nehmen?
Antrieb von einem ausserhalb der Achse angeordneten SD 6025 Minimotor auf ein Slot.it Kronrad. Von dort über ein aufgeriebenes Zahnrad auf die nächste Achse mit einem relativ kleinen Scaleauto Zahnrad. Von dort dann auf ein ebenfalls aufgeriebenes SD Zahnrad auf der Achse. Felgen vorne und hinten aus dem 1:43 Sortiment von Slotdevil mit einem Hauch PU-Reifen.
Berechnung der verbauten Übersetzung ggü. einem Slot.it Gruppe C.
Der Rest ist Standard mit Slot.it Leitkiel und gekürzten SD 2,38mm Achsen. Anfänglich Experimente mit gekürzten Messinglagern konnte ich dann durch Optimierung der Anordnung eliminieren. Das 17. Chassis hat dann wie gewünscht funktioniert.
Der Antrieb funktioniert eigentlich recht gut und das Chassis bewegt sich flott, aber nicht schnell auf meiner Holzbahn. Mit Karo hat das Auto ein Traktionsproblem, das Antriebsrad dreht durch. Vielleicht suche ich noch ein bisschen Platz für Gewicht auf das Hinterrad, es sitzt aber schon sehr weit hinten. Auf Plastik könnte ich mir wegen der Schienenstösse in den Kurven ein paar Probleme vorstellen. Ein Magnet wäre an dieser Stelle - ich verbaue nie Magnete - vielleicht ein zulässiger Behelf.
Die Verbindung zur Karo erfolgt über zwei Schrauben in einem eingeklebten Kunststoffwinkel. Der Einbau des Innenraums musste möglich bleiben. Diesen habe ich aus PS-Platten hergestellt und dann in Silikon abgegossen und mit einer Lage GFK laminiert. Vorteil: Dünn und leicht wie eine Folie unter Beibehaltung aller Details. Eine Fahrerbüste aus der Krabbelkiste hat einen Kopf von Immense Miniatures erhalten. Scheinwerfer und Heckleuchten wurden aus Plexiglasstangen geschnitten, rein theoretisch könnte man mit SMDs und ein paar Widerständen Licht verbauen. Löcher sind in der Karo angelegt. Der Platz wäre allerdings sehr, sehr begrenzt und nur in dem Bereich über dem Leitkiel gegeben.
Verschiedene Kleinteile wie das Messerschmitt Logo und der Schriftzug wurden aus Neusilber geätzt.
Die Karosserie wurde mit der Airbrush zuerst weiss grundiert und dann in roter Farbe lackiert.
Gesamtgewicht 46g
Länge 87mm
Breite 39mm
Radstand 65mm
So sieht das Modell fertig aus, es wird jetzt zugegebenermassen etwas bildlastig.
Und zum Schluss und dann ist auch gut noch ein einfaches Video auf Youtube.
https://youtu.be/KjBFZ-iq9eoAuf den Bildern wirkt das Auto etwas hoch, tiefer geht mit den Vorderrädern aber nicht, dann streifen die Felgen in den Kotflügeln. Es gibt noch ein paar Stellen, welche eigentlich zur Optimierung einen zusätzlichen Loop benötigen würden. Ich habe mich an dieser Stelle bewusst dafür entschieden, dass Auto schlicht und ergreifend zur Fertigstellung zu bringen. Vielleicht folgt ja noch ein zweiter KR in einer anderen Farbe, Hellblau oder Grasgrün wären auch schön.
Gruss,
Thomas