Der Maserati 8CTF - eine Rennsportlegende
Wer einmal im Leben die Rennwagen-Dinosaurier aus der Vorkriegs- und der frühen Nachkriegsära live erlebt hat – z.B. beim Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring – der wird diese Eindrücke wohl nie vergessen. Mir war es vor Jahren vergönnt, die erstmalige Präsentation des restaurierten 12 Zylinder-Auto-Union mitzuerleben, der zusammen mit einem Mercedes-Vorkriegs-Silberpfeil einige Demonstrationsrunden auf dem Nürburgring fuhr. Die Erinnerung an die geradezu infernalische Geräuschkulisse jagt mir heute noch Schauer über den Rücken.
Seitdem interessiert mich die Königsklasse der Vorkriegs- und frühen Nachkriegszeit ganz besonders.
Auch die frühen Maseratis sind mittlerweile wieder öfter auf Oldtimer-Veranstaltungen zu sehen:
So ist es verständlich, dass ich diese Fahrzeuge auch auf meiner Heimrennstrecke wiederauferstehen lassen wollte.
Als in der Car-On-Line 5+6/02 seinerzeit über die Resinekarossen von MacPinches berichtet wurde, war zumindest einmal die Bezugsquelle klar. Bis zur Bestellung sollte es jedoch noch etwas dauern. Nach einiger Zeit erhielt ich dann jedoch Post von der Insel ….
Mittlerweile sind eine ganze Reihe der Boliden der Vor- und frühen Nachkriegszeit in meiner Werkstatt entstanden, wie Ihr aus meinen früheren Beiträgen schon wisst.
Leider ist mittlerweile die Quelle versiegt, da MacPinches aus Altersgründen die Resinegießerei aufgegeben hat. Immerhin gehört er zum Slotter-Urgestein und hat weit vor unserer Zeit das Slotracing in Großbritannien mitbegründet.
Zur Geschichte des Maserati 8CTF:
Beim Großen Preis von Tripolis im Jahre 1938 errang Achille Varzi mit dem Vorbild meines kleinen Renners den Sieg. Auch in Indianapolis ließ 1939 und 1940 ein Maserati 8CTF die amerikanische Konkurrenz hinter sich. Der erneute Einsatz in Indianapolis 1950 und 1951 war dagegen nicht von Erfolgen gekrönt.
Hier nun die Baubeschreibung:
Bevor ich mit dem Bau des Boliden beginne, ist zunächst einmal die Internetrecherche nach geeignetem Bildmaterial erforderlich. Über den Maserati 8CTF ist nicht sehr viel zu finden, aber neben Bildern des Fahrzeugs aus den Indianapolis-Einsätzen gibt es zum Glück eine Quelle mit Detail-Fotografien, die den Wagen in der ursprünglichen Ausführung und Lackierung ohne die in den USA üblichen Werbe- und Sponsoren-Aufklebern zeigt.
Die formschöne und schlanke Karosserie bedarf nur weniger Nacharbeit. Das Armaturenbrett erhält eine asymmetrische Form, es ist auf der in Fahrtrichtung linken Seite kürzer als auf der rechten, denn hier ragt beim Vorbild der Schalthebel nach links heraus.
Um bei der Herstellung des Chassis später nicht allzu viel mit der fertigen Karosserie hantieren zu müssen, passe ich die Chassis-Grundplatte in der Grundform bereits vor dem Lackieren der Karosse an. Als Material hierfür verwende ich ungelochte Lötplatine von 1,5mm Stärke. Der Kunststoff ist für diesen Zweck verwindungssteif genug und lässt sich hervorragend mit Sekundenkleber kleben oder, wenn man das dann möchte, eben löten. Zur Übertragung der Maße auf meine Chassis-Basis schneide ich möglichst exakt eine Papierschablone zu. Nach etwas Laubsägearbeit wird die vorbereitete Chassis-Grundplatte zur späteren Verwendung erst einmal beiseitegelegt.
Hier das fertige Chassis von unten:
Die Lackiervorbereitung mit Entfetten und Grundieren entspricht dem allgemeinen Vorgehen bei Resinekarossen. Beim Airbrushen des Maseratiroten Lackes in mehreren Arbeitsgängen achte ich darauf, eine nicht völlig deckende Lackschicht zu erhalten, so dass sich ein ganz leichter Licht-und-Schatten-Effekt ergibt. An einigen Stellen, wie im Einstiegsbereich des Cockpits oder an den Luftauslässen der Motorhaube habe ich die Farbe bis zur Grundierung wieder entfernt, um einen „used look“ zu erzeugen.
An Decals sind lediglich die beiliegenden Startnummern und das Maserati-Emblem anzubringen, danach erfolgt der Klarlackauftrag. Es bleibt bei zwei Schichten, denn die Lacke waren in der Vorkriegszeit nicht so hochglänzend wie heute, daher soll auch mein Modell nicht so stark glänzen. Danach wird das Armaturenbrett mit aluminiumfarbenem Lack bemalt, die Anzeigeinstrumente werden vorbildgerecht weiß unterlegt und mit Decals aus dem Fundus versehen. Die Decals versehe ich nach dem Abtrocknen mit einem Tropfen „Uhu flinke Flasche“ (ohne Lösungsmittel!). Das verhindert das Ablösen und der leicht erhaben auftrocknende Lack gibt sehr gut die gewölbte Fläche der Instrumentengläser wieder.
Der Kühlergrillbereich wird zunächst mit mattschwarz unterlegt, dann die Streben des Grills mit hellsilber trockengemalt. Zum Abschluss der Lackierarbeiten werden die Gravuren mit stark verdünntem schwarzen Lack und einem ganz feinen Pinsel leicht betont.
Danach werden die dem Bausatz beiliegenden Beschlagteile aus Metall verbaut. Spiegel, Tankdeckel, Scheibenhalterung, Auspuff und Lenkrad sind im Lieferumfang in Weißmetall enthalten und werden mit einem rotierenden Silberdrahtbürstchen (aus dem Dentalfachhandel) glänzend poliert und als Anlaufschutz klarlackiert. Der Lenkradkranz erhält eine Umflechtung aus feinem Messingdraht und wird dann entsprechend den Vorbildern, die zwecks besserer Griffigkeit oftmals eine Flechtung aus Kordel besaßen, lackiert. Die Auspuffkrümmer werden gemäß dem vorliegenden Bildmaterial matt metallfarben lackiert. Nach diesen Vorbereitungen werden die Beschlagteile mit Sekundenkleber an Ort und Stelle gebracht. Die Haubenhalterungen, sowie die Tankentlüftungsleitung auf dem Heckteil entstehen aus 0,2 mm Edelstahldraht.
Die Fahrerfigur wird entgratet und lackiert. Mit schwarzem Edding Fineliner wird die Fahrbrille und das Brillenband dargestellt. Zur Darstellung des Unterkörpers wird ein Streifen entsprechend ausgeschnittenes Papier von unten gegen die Fahrerbüste geklebt. Dann kann der Fahrer mit Sekundenkleber eingeklebt werden. Um einen besseren alt des Sekundenklebers zu ermöglichen, wird in der Karosserie und am Fahrerrücken die Farbe bis zum Resine wieder entfernt Zuletzt wird ein aus einer Stecknadel gebogener Schaltknüppel ergänzt, sowie eine kleine Rennscheibe an die Halterung geklebt. Damit sind die Karosseriearbeiten abgeschlossen.
Nun wird das Chassis hergestellt, dazu kommt die vorbereitete Chassis-Grundplatte zum Einsatz. Die Ausschnitte für den Leitkiel und für das Hinterachsritzel habe ich schon im ersten Arbeitsgang mit der Laubsäge ausgesägt. Nun passe ich den Leitkiel an. Hierzu wird eine Hülse aus Alurohr mit 4 mm Durchmesser und 3 mm Höhe als Leitkielhalterung auf die vorgebohrte Chassis-Grundplatte aufgeklebt und der Leitkiel ( in diesem Falle von Ninco) eingepasst.
Dann stelle ich das Chassis auf die Räder. Vorder- und Hinterachse stammen von Cartrix, die Speichenräder aus dem Ninco-Zubehörsortiment. Die passenden Reifen hat Michael Ortmann in unterschiedlichsten Formaten im Angebot. Ich verklebe die Reifen nach entsprechendem Entchromen der Räder mit Sekundenkleber und schleife die Reifen als komplette Achsen auf der RSM. Für 1/32er-Fahrzeuge ist dies m.E. eine der sinnvollsten Reifenschleifmaschinen.
Die Vorder- und Hinterachshalterungen entstehen aus schmalen Streifen Lötplatine, die mit Sekundenkleber auf die Chassis-Grundplatte aufgeklebt werden. Die Hinterachse ist im Auslieferungszustand mit Messinglagern versehen, hier kann man in aller Ruhe fräsen, anprobieren und ausrichten, bevor die Lager mit dem Hinterachshalter mit Sekundenkleber verklebt werden.
Damit steht das Chassis vorne auf dem Leitkiel und Hinten auf den Rädern. Nun kann die Vorderachse eingepasst werden. Sie läuft im Achshalter ohne weitere Lagerung. Da ich mit den Fahrzeugen keine Langstreckenrennen fahren will, ist dies völlig ausreichend. Um die Bohrungen exakt und unter Berücksichtigung des Leitkiels so anzubringen, dass die Vorderräder gerade eben aufliegen, braucht man jedoch neben einem exakten Messschieber auch ein gutes Auge.
Nachdem das Chassis nun auf allen vier Beinen steht, erfolgt die Motorisierung.
Ich habe mich entschieden, diese Fahrzeuge mit dem kleinen und flachen Motor zu betreiben, der in den Pink-Car Modellen des Auto-Union verwendet wird, und als Ersatzteil erhältlich ist. Dem Motor wird zwar keine sehr lange Haltbarkeit nachgesagt, aber da ich diese Modelle ohnehin nicht im harten Rennbetrieb einsetzen will, ist dies zweitrangig. Die schwache Leistung und Bremsleistung des Motors ist bei dem geringen Gewicht der Modelle nicht von Nachteil, es ergibt sich im Gegenteil ein Fahrverhalten, das dem der Vorbilder ähnlich ist. Vorausschauendes Fahren ist angesagt! Klarer Vorteil des Motors ist der geringe Platzbedarf, insbesondere in der Höhe, der ihn zur Verwendung hier als bestens geeignet erscheinen lässt.
Durch Unterlegen von dünnen Kunststoff-Streifen wird die Motorachse auf die Hinterachse ausgerichtet. Der Motor ist bereits ab Werk mit einem 9-Zähne-Ritzel versehen. Zur Motorbefestigung muss wieder Sekundenkleber herhalten, nicht elegant, aber pragmatisch. Zwischenzeitlich hat der Maserati gut 500 Runden auf meiner 16m-Heimbahn gedreht, und der Motor läuft und läuft und läuft…Ähnliche Erfahrungen habe ich bereits mit anderen so motorisierten Modellen gemacht. Da der Motor bereits verkabelt ist, fallen auch keine Lötarbeiten an, es müssen lediglich die vorhandenen Kabel abgelängt und mit den beiliegenden Hülsen in den Leitkiel gesteckt werden. Ein paar Tropfen „Blue Wonder“ an alles, was sich dreht, und einem ersten Roll-out des Chassis steht nichts mehr im Wege. Fällt dies zufriedenstellend aus, kann die „Hochzeit“ erfolgen.
Auf das Chassis wird vor dem Motor in passender Größe ein kleiner Block des von Sakatsu zur Karosseriebefestigung angebotenen harten Schaumstoffs geschraubt (erhältlich bei Dieter Jens). Hierauf wird die Karosse diesmal nicht mit Sekunden- sondern mit Zweikomponentenkleber aufgeklebt. So bleibt genügend Zeit, die Karosserie exakt auszurichten.
Wie langsam doch manchmal die Abbindezeit verstreicht! Ich kann es immer kaum erwarten, das fertige Modell auf der Bahn zu testen. Schleift auch nichts? Läuft alles rund? Wo muss noch mit etwas Walzblei ausgetrimmt werden? Bis alles meinen Vorstellungen entspricht, wird die Karosserie doch noch einige Male los- und wieder angeschraubt.
Als Lohn für die umfangreichen Arbeiten steht dann ein Modell vor mir, das zumindest mich für alle Mühen entschädigt! Ich hoffe, dass er Euch ebenfallsgefällt. In der aktuellen COL könnt Ihr auch über den Wagen nachlesen.
Gruß, Taffy