Hinweis: Das ist ein längerer Baubericht! Wer nur die Fotos des fertigen Transportesr sehen möchte, darf gerne nach unten durch scrollen.
Für alle die es mehr interessiert: viel Vergnügen!
Beim Bilderstöbern fand ich zufällig das Bild eines sehr frühen Renntransporters bei PINTEREST.
Es handelt sich um einen amerikanischen MACK-Truck, ich vermute, er stammt aus den frühen 20er-Jahren.
Siehe da, die Idee, Rennwagen mittels LKW von Ort zu Ort zu verbringen, ist also nicht ganz neu. Sollte man da nicht vielleicht...könnte man da nicht eventuell…wie kommen denn eigentlich meine Edwardians an die Rennstrecke?
Der Gedanke gärte langsam weiter...
Dann baute ein Slot-Kollege den London Bus von 1910, ein Bausatz von Airfix im Maßstab 1:32, für die Slotpiste.
Initialzündung!
Etwas verstaubt fand sich in meinem Bausatzlager der Bus im Doppelpack mit einer frühen Feuerwehr.
Da sollte sich doch etwas draus machen lassen! Zunächst stellte ich fest, dass der Bus für die benötigte Länge der Ladefläche zu kurz ist. Also musste ich, nachdem ich die wesentlichen drei Rahmen-Bauteile zusammengeklebt hatte zunächst einmal den Rahmen verlängern. Dann habe ich eine Ladefläche in Sandwich-Bauweise aus schwarzer Pappe und Kaffee-Rührstäbchen erstellt.
Oberste Lage der Holzstäbchen quer, darunter die Pappe, darunter ein paar Holzstäbchen längs, ergibt eine stabile Ladefläche.
Passt!
Der Radstand musste natürlich durch Versetzen der Hinterachsaufnahmen nach hinten an die größere Länge angepasst werden, was aber kein Problem darstellte.
Da der Transporter nur für Schaufahrten und nicht zum Rennen fahren gedacht ist
, habe ich gewagt, die relativ schwach dimensionierten Bausatzteile unverändert zu verwenden.
An die Federn der Hinterachse habe ich mit Sekundenkleber und Backpulver zwei Sinterlager angeklebt und die Hinterräder an eine 3mm-Achse angepasst.
Hinten hat der Transporter „schwere“ Zwillingsräder, die bausatzseitig aus zwei Teilen bestehen. Ich habe diese so miteinander verklebt, dass zwischen den beiden Radreifen ein Spalt blieb, in den ich einen schmalen schwarzen Gummiring ziehen konnte, so dass hinten auch Grip entsteht.
Auch die vorderen Bausatzräder wollte ich verwenden, denn die Hauptlast trägt vorne der Leitkiel, das sollte also auch mit den Bausatzteilen funktionieren. Die Räder selbst habe ich an der Lauffläche mit einer hauchdünnen schwarzen Folie beklebt, denn Farbe würde sich mit der Zeit abreiben und dann der rote Kunststoff wieder zum Vorschein kommen…
Nachdem ich soweit war, habe ich mir Überlegungen zum Antrieb gemacht. Ein kleiner HO-Motor sollte es sein, also Halterung aus Alu-Lochblech gebogen (zwecks Kühlung) und auf ein 48er-Achsritzel angepasst.
Dann der Leitkiel: eine Messingplatte ausgesägt, die zwischen die Rahmenteile passt und den Leitkiel aufnimmt. Das entsprechende Rohr zur Aufnahme des Leitkiels wollte ich eigentlich löten, hatte aber kein Messingrohr mehr in passendem Durchmesser. Wohl aber ein passendes Alurohr! Da es in den gegenwärtigen Zeiten auch nicht möglich ist, mal eben zum Baumarkt zu fahren, bin ich dem Alurohr mit dem Gewindeschneider zu Leibe gerückt und habe mit viel Fluchen und Fehlversuchen ein Gewinde aufgeschnitten, so dass ich das Rohr mit der Messingplatte verschrauben konnte.
Vorteil dieses Vorgehens: man kann über die Verschraubung die Höhe des Rohres feinjustieren (man kann sich ja alles schönreden. Löten wäre leichter gewesen…).
Die Leitkiel-Halteplatte habe ich mit 2-Komponentenkleber sicher im Rahmen verklebt.
Dann habe ich die Motorhaube zusammengeklebt, eine neue Kabinenrückwand ausgesägt und mit den angepassten Seitenteilen verklebt, und schonmal geschaut, ob der Grundaufbau stimmig ist
Danach habe ich die Kabel probeweise verlegt,um einen Funktionstest zu machen.
Hier ein schon späteres Bild von der Unterseite, nach der Endmontage der „Funktionsteile“:
Da alles zu meiner Zufriedenheit funktionierte, habe ich Kabel und Motor zunächst wieder entfernt, um mit der Lackierung weiter zu machen.
Den Rahmen habe ich in schwarz gehalten, die Karosserieteile erhielten einen Ton, den der Hersteller der Farbe vor 35 Jahren „Dunkel Eiche“ nannte. Die Kunstharzfarbe stand noch jungfräulich in einer dunklen Ecke, jetzt wurde sie endlich einmal verwendet. Die lange Trocknungszeit habe ich in Kauf genommen (ich habe es ja nicht eilig), ebenso, wie die Tatsache, dass der Lack nicht einfach zu verarbeiten ist. Aber ich denke, die Pinsellackierung und der dadurch bedingte, leicht wellige Eindruck des Lackes passen zum gedachten Vorbild.
Hier verklebe ich, was zusammengehört, während die Ladefläche (schon mit Pinsel-Sumpf gealtert) verschraubt ist:
Bevor ich mich mit den Ladebordwänden befasst habe , habe ich mich erst einmal ein wenig im vorderen Bereich ausgetobt. Das Auge möchte doch etwas haben, an dem es sich erfreuen kann… Das Kabinendach besteht aus geprägter schwarzer Pappe.
Für die Bordwände konnte ich die Seitenteile des Doppeldecker-Obergeschosses verwenden. Die korrekte Länge habe ich erzielt, indem ich vorne und hinten passend abgelängte Schaschlikstäbchen angeklebt habe. Diese habe ich auch verwendet, um dem Kasten zum Führerhaus hin mehr Stabilität zu geben.
Der untere Abschluss, als Kante rot eingefärbt, besteht aus Polistyrolstreifen, die ich aus einer 2mm-Platte ausgeschnitten habe.
Das Heck wirkte mir mit dem glatten Abschluss des Rahmens zu modern und glattflächig. Daher habe ich aus Teelicht-Alu eine Anhängerkupplung gebogen und aus Draht, Holz und Schmucksteinchen zwei Laternen zum Anhängen ans Heck hergestellt.
Ein „dicker Brocken“ war die Heckklappe, denn sie sollte klapp- und verriegelbar sein. Wieder diente als Basis ein Bausatzteil, welches ich um das benötigte Maß verlängert habe.
Dann habe ich aus Neusilber-Resten und dünnem Messingrohr die Scharniere der Heckklappe gesägt, gefeilt und gelötet. Auch damit kann man einen Nachmittag verplempern…
Die Verriegelungen der Heckklappe habe ich aus dünnem Messingblech gesägt und gebogen, ein Foto später im fertig eingebauten Zustand.
Die seitlichen Bereiche des Rahmens wirkten mir zu eintönig, daher habe ich rechts, wo aufgrund des sichtbaren Auspuffs und der Bedienhebel sowieso schon etwas mehr „los“ ist, den Kasten am Rahmen angebracht, der eigentlich vom Bausatz her links montiert werden sollte:
Auf der linken Seite hingegen habe ich ein Bausatzteil zum Unterlegkeil abgewandelt, mit einer Kette zum Rahmen (schließlich muss ja der Transporter gegen wegrollen gesichert werden, wenn der Rennwagen abgeladen wird)
Bei den Figuren wollte ich mir etwas mehr Mühe geben und habe mich nach dem Lesen verschiedener Tutorials mit dem Thema Schatten und Lichter befasst. Da geht aber sicher noch mehr, der Effekt ist nicht so stark zu sehen. Der Fahrer muss seine Fracht auf jeden Fall pünktlich abliefern, daher habe ich die Plakette, die er am Mantel hängen hat, zu einer Uhr umgewandelt. Sein Beifahrer ist der Mechaniker des Renault. Wie man an den gewaltigen „Mustaches“ sieht, handelt es sich bei beiden um Franzosen...
Für die Werbe-Beschriftung habe ich Schriftzüge aus einem alten Renault-Plakat „extrahiert“ und mit dem ab 1906 verwendeten Markenlogo, das die Frontansicht des siegreichen GP-Renners im stilisierten Siegeskranz zeigt, neu kombiniert. Nach den Decals stand nur noch die Versiegelung mit Bodenglänzer und eine abschließende, partielle Politur mit Autowachs an und schon war der Transporter fertig. Diesmal hat der Bau doch länger gedauert, als sonst, was natürlich daran lag, dass ich viele Einzelteile fertigen musste und etliches an individuellen Lösungen gefunden werden musste. Aber das ist ja auch Teil des Vergnügens…
Voilà:
Hier sieht man jetzt auch die Verriegelungen der Heckklappe:
Noch einmal von unten. Die Slot-Technik ist soweit, wie möglich unter/hinter/zwischen den Bausatzteilen versteckt:
Unterwegs...
… ein kurzes
Youtube-Video Pünktlich angekommen! Hier wird dann mal abgeladen….
À bientot oder besser: Arrivederci! (das ist die passendere Sprache für mein nächstes Projekt...)!
Gruß, Taffy