tomato_007 hat geschrieben:
Hallo Roland,
Hast Du ein paar Tipps dazu? Würde mir helfen.
Habe irgendwo von der Verwendung von Lötfett gelesen. Habe bisher nur eine Lösung zum Pinseln. Funktioniert gut mit Messing und gar nicht mit Federstahl...
Gruß,
Thomas
Hallo Thomas,
Ecki hat ja schon etwas geschrieben.
Mal schrittweise, bezogen auf Federstahldraht zwischen 1,0 und 3,0 mm.
1. Ein guter Lötkolben mit mindestens 60 Watt für Draht, 80 Watt für Blech ( MS oder FS 1 - 1,5 mm )
2. Möglichst eine Dauerlötspitze, denn bei der Methode mit Säure ( die keinesfalls nötig ist, sondern lediglich den oberflächlichen Zinnauftrag etwas beschleunigt ) werden pure CU - Lötspitzen - wenn man mehr als ein Chassis oder damit löten will ) relativ schnell angefressen und müssen ständig nachgefeilt werden. Denn eine sauber flächig aufliegende Spitze ist das A und O guter Wärmedistribution.
- Die Spitze darf vorn nicht scharf sein, sondern sollte mindestens 1 mm dick an der "Schneide" sein. Einerseits ob erwähnten Hitzetransfers, andererseits, um möglichst auch die Kehlung gut hin zu bekommen.
- Sie sollte auch nicht schmaler als 6 mm sein.
-Sie sollte nicht weit aus der Heizpatrone heraus ragen, so dass der Wärmeverlust auf dem Weg zur Spitze so gering wie möglich bleibt.
- Je dicker der Schaft der Spitze ist, desto besser.
- Wenn es eruierbar ist: Je höher die erreichbare Spitzentemperatur, desto besser. Denn dann wirkt sich das beim Lötkontakt unvermeidliche Absinken der Spitzentemperatur nicht so sehr auf den Lötprozess aus, weil die absinkende Temperatur immer noch hoch genug bleibt.
Für MessingBLECH 1,5 mm ist 450º C das Minimum. Messing leitet die Wärme extrem gut ab....
- Die Heizpatrone sollte so dick sein wie möglich. Ist so etwas wie das Drehmoment beim Motor...
Am wichtigsten sind blitzeblanke Lötstellen. Sandpapier, Stahlwolle. Dann mit Aceton sorgfältig entfetten. Und möglichst bald, bevor wieder die Oxidation einsetzt, verzinnen.
Je sauberer man da arbeitet, desto leichter und auch sauberer kann man löten.
Säure als Flußmittel ist nicht nötig. Sie belastet nur die Lötspitze unnötig. Lötfett reicht auch.
Ich habe FS auch schon mit Löthonig verlötet.
Vorverzinnen :
Den wirklich sauberen und blanken Draht mit Flußmittel einstreichen
Genug Zinn auf die Lötspitze
Den Draht langsam durch das Zinn ziehen und dabei drehen, dass er rundum beschichtet wird
Ist er beschichtet, noch einmal erhitzen und mit einem Lappen darüber wischen, so dass jeder angepappte Zinn - Überschuss abgewischt wird. Keine Bange, die Zinn - Grundschicht bleibt erhalten. Aber ein derart verzinnter Draht ( oder auch eine Lötstelle auf Blech ) lassen sich dann sehr sauber und "ordentlich" verzinnen, weil man sieht, was man tut.
Die zu verlötenden Teile werden entsprechend zusammen gelegt ( eventuell fixiert ), dann wird noch einmal etwas Flußmittel in den Stoß eingebracht.
Auf der Lötspitze ist wenig Zinn, es muss glänzen und fließen.
Die Spitze wird angesetzt und hin und her bewegt, so dass sich der bestrichene Bereich genügend erhitzt.
Ist das der Fall, verfließt das Zinn gleichmäßig und bildet eine schöne, glatte, saubere konkave Hohlnaht.
Etappenweise vorgehen.
Wieder etwas Zinn auf die Spitze und das Procedere bis zum Ende fortsetzen.
Weniger Zinn ist mehr...Der nicht verlaufende Überschuss bleibt nur sinnlos auf der Naht pappen, gibt dem Ganzen einen total unprofessionellen ( was es ja auch ist ) "touch" und erfüllt keinerlei Zweck außer dass man es wieder weg machen muss ( wenn einen gutes Aussehen auch interessiert ).
"Trixer", die das Aufpappen, aber nicht das Löten beherrschen, schaben und kratzen und schleifen zum Schluss dann stundenlang herum und polieren dann alles schön. Wissen aber nicht, wie gut die Lötstelle wirklich ist, wie gut das Zinn verlaufen ist. Den Aufwand kann man minimieren.
Ich verputze meine Lötstellen ( meist...) auch und bearbeite das Chassis zum Schluss. Aber das ist ein geringer Aufwand, weil die Lötstellen unbearbeitet schon sehr gut sind.
Last but not least, mit zehn Ausrufezeichen :
Was Ecki vergessen hat - etwas Elementares, nämlich das Neutralisieren der Lötstellen.
Man darf nicht vergessen, dass alle Flußmittel außer Kolophonium / Löthonig säurebasiert sind, und das Zeug frißt heimlich, still und leise immer weiter, und auch all die schöne Putzarbeit weicht bezeiten wieder dem unansehnlichen Rost.
Also - jeder hat in der Schule gelernt wie man Säure neutralisiert.
Wir nehmen Backpulver - genug davon, nicht nur pharmazeutische Mengen - und lösen es in einer kleinen Schüssel auf. Zahnbürste und Putzwolle tun den Rest.
Dann mit Spülmittel abwaschen, gut trocknen und trocken tupfen, mit Föhn oder airbrush auspusten. Öl, wo es nötig ist.
Hab ich was vergessen ? Dann werft mit faulen Tomaten und toten Katzen
Roland