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BeitragVerfasst: 2. Feb 2022, 12:09 
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Heute stelle ich Euch den Alfa Bimotore vor, in der Version, wie er ab 1937 in Brooklands eingesetzt wurde.

Kurz zur Geschichte des Alfa:

Als Anfang der 1930er-Jahre die Dominanz der deutschen Silberpfeile deutlich wurde, entschloss sich Enzo Ferrari, der mit seiner Scuderia Ferrari 1933 die Entwicklung der Alfa Romeo-Rennwagen übernommen hatte, einen Rennwagen zu bauen, bei dem zur Erzeugung adäquater Motorstärke zwei 8-Zylindermotoren gekoppelt wurden und deren Kraft über ein gemeinsames Getriebe auf die Hinterachse wirkte.
Damit wollte man zumindest auf Hochgeschwindigkeitskursen den deutschen Wagen Paroli bieten. Aufgrund des schlechten Geradeauslaufs, des problematischen Kurvenverhaltens und eines erheblich überdurchschnittlichen Reifenverschleißes konnten jedoch bei Einsätzen ab 1935 nur Achtungserfolge errungen werden.
Nach Durchführung einiger europäischer Geschwindigkeitsrekorde wurde dann eines der beiden gebauten Fahrzeuge verschrottet, das zweite nach England verkauft, wo es 1937 auf der Brooklands-Strecke eingesetzt werden sollte. Der englische Eigner konnte jedoch die technischen Probleme auch nicht lösen und so kam es nach dem zweiten Weltkrieg nur noch zu einigen Einsätzen bei nationalen Rennen in England, bei denen der zweite Motor entfernt worden war.
In den 1990er-Jahren wurde der Wagen dann von einem englischen Sammler auf die originale Spezifikation zurückrestauriert. Ein zweites Fahrzeug steht als Replikat im Alfa-Romeo-Werksmuseum.

Ich habe versucht, die Version von 1937 mit der eindrucksvollen Brooklands-Auspuffanlage, von der es leider nur wenige unscharfe Fotos gibt, im Modell einigermaßen umzusetzen.
HIER könnt Ihr ein entsprechendes Vorbildfoto sehen, das ich aus diesem Youtube-Video herausgeknipst habe.

Erst die Fotos, dann der Text ;-). Hier die Ausgangssituation:

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Lackiert:

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Fertig:

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Zu den Details:

- Die eingegossene, angedeutete Fahrerfigur und den Kühlergrill habe ich ausgesägt. In die Kühleröffnung habe ich von hinten ein feines Gitter eingeklebt. Leider konnte ich das Kühlergitter nicht so weit nach vorne setzen, wie ich mir gewünscht hätte, die "Schattenfuge" ist mir eigentlich zu groß. Dazu unten mehr. Na, ja, in Originalgröße fällt das nicht so stark auf. Die Fotovergrößerung bringt ja ohnehin manchmal Dinge zum Vorschein, die man lieber nicht sehen würde und auch tatsächlich in Originalgröße nicht sieht...
- Die Cockpitöffnung habe ich mit einer Rückwand aus Polistyrol versehen, ein Armaturenbrett und einen Fahrersitz aus Teelicht-Aluminium hergestellt und eine Fahrerfigur samt Lenkrad von LeMans-Miniatures eingepasst.
- Tankdeckel habe ich aus meinem Fundus ergänzt.
- Der in die Karosserie mit eingegossene Auspuff wurde vorsichtig heraus geschliffen. Den für die Version von 1937 passenden Auspuff im Brooklands-Style habe ich nach einem leider sehr unscharfen Vorbildfoto aus über der Flamme gebogenem Polistyrol-Stab und aus 2mm dicken Endtöpfen, die ich aus einer Polistyrol-Platte ausgesägt habe, zusammengefügt.
- Die Halterungen der Scheibe habe ich aus 0,8mm Edelstahldraht gefertigt, in Löcher, die ich in die Karosserie gebohrt habe, eingeklebt (Sekundenkleber) und mitlackiert. Auch ein Rückspiegelgehäuse mit einem Rückspiegel aus Spiegelfolie habe ich ergänzt. Das in der Karosse vorhandene Spiegelgehäuse war deutlich zu klein und zu flach.

Die Karossen von Betta&Classic bestehen aus einem merkwürdigen, glasfaserverstärkten Material. Die oberste Schicht ist sehr hart und spröde, und wenn man sie von innen zu dünn schleift, bröselig (wie hier beim Anlegen einer Innenfuge für den Kühlergrill, die ich deswegen nicht genügend dünn fräsen konnte).
Die hinterlegte glasfaserverstärkte Schicht ist dagegen nicht durchgängig flächig mit der Außenschicht verbunden, sondern vielfach blasig.
Die Gravuren sind teilweise sehr grob und Korrekturen leider nicht gut möglich, denn sobald man die Außenschicht durchbrochen hat, fällt man unweigerlich in Löcher - die vorgenannten Blasen in der auskleidenden Schicht. So kann man leider nicht viel ändern an diesen Karossen. Die Kühlluftöffnungen an der Motorhaube entsprechen heute auch nicht mehr dem Standard, wenn ich sie z.B. mit den sauber gestalteten Karossen von George Turner vergleiche, sie sind viel zu dick und zudem aufgesetzt, statt in die Karosserie eingelassen. Ich habe versucht, den groben Eindruck zu mildern, indem ich sie etwas flacher geschliffen habe.
Außerdem ist die Alfa-Karosse relativ schwer, und erleichtern geht aus den vorgenannten Gründen auch nicht. Wenn man von innen die Glasfaserschicht wegschleift, gerät ein Crash unweigerlich zum Totalschaden durch Zerbröseln der spröden Außenhülle.

Nach meiner Erfahrung mit einem Porsche 787 aus dem Hause Betta&Classic, den ich schon vor vielen Jahren hier im Forum gezeigt habe und nun dem Alfa kann ich nur folgendes sagen:
Ich habe noch eine 1923er 2L-Sunbeam-Karosse von Betta&Classic da, den Sunbeam werde ich noch bauen, und dann werde ich das Kapitel "Betta&Classic" wohl für mich schließen.

Mit viel Mühe und Abstimmungsarbeit habe ich den auf Penelope-Pitlane-Chassis fast 90 Gramm schweren (!) Alfa-Brocken jetzt einigermaßen fahrbar gemacht, aber aufgrund seines Gewichts und der, aufgrund des hohen Aufbaus auch zusätzlich noch ungünstigen Gewichtsverteilung wird er wohl in der neuen PreWar-Klasse unserer kleinen Rennserie nicht ganz vorne mitfahren können.

Hier noch ein Blick auf das Chassis:

Bild

Bild

Das Penelope Pitlane-Chassis kennt Ihr ja schon aus meinen anderen Bauberichten.

Es ist hier mit folgenden Modifikationen aufgebaut:
- Die Vorderachshalterung habe ich wie üblich aufgebohrt und ein Achsrohr aus Messing eingelötet.
- Den Leitkielhalter habe ich nach korrekter Ausrichtung mit Lötzinn fixiert.
- Unter der Hinterachse ist eine angepasste Messingplatte mit 3 Gramm Gewicht angeschraubt, die der Kippneigung durch den hohen Aufbau etwas entgegenwirkt.

Die Räder gibt es lackiert im Fünfer-Set als Replacement-Wheels für die alten Scalextric-Alfa (rot) und – Bentley (grün) von BRM. Es gibt von BRM auch Räder, die unlackierte Speicheneinsätze haben und die bedeutend preiswerter sind. Leider sind die Speicheneinsätze hierbei montiert, so dass eine saubere Bemalung der hinteren Speichenreihe nicht möglich ist. Daher habe ich hier für die lackierten Alfa-Räder etwas tiefer in die Tasche gegriffen.

Den Alfa habe ich mir im Grunde nur deswegen vorgenommen, weil ich ihn irgendwann einmal bestellt hatte und er nicht endlos herum liegen sollte. 10 Jahre im Hochregallager sind ja wohl genug, oder? Da kam mir unsere neue Rennklasse gerade recht. Außerdem wollte ich der quasi unausweichlichen "Silberpfeilisierung" unserer PreWar-Klasse direkt etwas entgegensetzen. Bin mir fast sicher, bei unserem ersten Rennen wird viel Silber auf der Strecke zu sehen sein. So habe ich zumindest den „Exotenstatus“ sicher...
Hier nochmal ein Foto vom tracktest auf dem „WestWood Circuit“ (meine eigene Bahn ist derzeit aufgrund von Unterbau-Arbeiten und der aktuellen Temperatursituation gerade nicht befahrbar)

Auf der Strecke...

Bild


...und in der Startaufstellung mit seinen möglichen Konkurrenten.

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Gruß, Taffy

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Verfasst: 2. Feb 2022, 12:09 


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BeitragVerfasst: 2. Feb 2022, 13:37 
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Trotz der Widrigkeiten der Beta-Classik Karosserie ist es ein schönes Modell geworden.
Da ich auch noch einige dieser Karossen herumliegen habe, einen Bugatti Atlantic habe ich schon ruiniert, bekomme ich aus deiner Baubeschreibung wieder wertvolle Tipps, die ich dann hoffentlich umsetzen kann, wenn ich irgendwann dazu komme etwas aus den Karossen zu machen.
Nach dem Bugatti, der zudem noch im Vergleich zum MMK Atlantic ziemlich groß ausfällt, habe ich die Lust verloren mich an diesen Autos zu versuchen.
Dein Alfa gibt mir aber wieder etwas von der ursprünglichen Motivation zurück.


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BeitragVerfasst: 2. Feb 2022, 14:01 
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didi hat geschrieben:
Trotz der Widrigkeiten der Beta-Classik Karosserie ist es ein schönes Modell geworden.
Dein Alfa gibt mir aber wieder etwas von der ursprünglichen Motivation zurück.


Hallo, didi,

vielen Dank und das freut mich!
Die B&C-Karossen gibt es ja schon länger, als ich auf der Welt bin, und das nötigt einem schon einen gewissen Respekt ab.
Trotzdem: es ist nicht leicht, daraus etwas nach den heutigen Standards ansehnliches zu machen. Versuchen kann man es aber schon...

Gruß, Taffy

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BeitragVerfasst: 2. Feb 2022, 16:08 
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@taffy
das ist ein richtiger Bolide geworden, das Modell gefällt mir gut in der Ausführung. Zwei Motoren waren im Original vermutlich eindrücklich zu fahren, war vermutlich auch ein Ohrenschmaus!
Die Betta&Classic Ausgangslage ist eben wie von Dir beschrieben ziemlich Old Style aus der analogen Zeit, gute Laminate herzustellen braucht etwas mehr Zeit und kostet damit mehr Geld. Ich habe heute spontan nach Lektüre Deines Berichtes eine B&C Porsche 787 Karosserie gefunden und ergattert und werde die aus den von Dir genannten Gründen auf jeden Fall zuerst einmal in Resine kopieren. Wahrscheinlich bleibt die aber auch mindestens eine Dekade im Hochregal....
Gruss,
Thomas


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BeitragVerfasst: 2. Feb 2022, 16:17 
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Aberrr Accchhhtung, Thomas! Die Porsche Karo von B&C ist nicht wirklich gut in der Wiedergabe der Formen des Originals, ich habe damals die Front abgetrennt und um 2mm verlängert. Das war, mangels Erfahrung, ein ziemlicher Akt für mich. Damals in 2007... :wink:
Ohne Überarbeitung würde ich die nicht abgießen!

Gruß, Taffy

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BeitragVerfasst: 2. Feb 2022, 16:53 
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lieber Taffy,

erneut ein wunderbares modell, dass gerade in der startaufstellung -bella figura- macht.
Die bearbeitung dieses karosseriematerials hört sich grausig an; es scheint doch nichts über das gute alte -resine - zu gehen.
Die fahrerfigur in ihrer haltung hinter dem volant sitzt sehr überzeugend im rennwagen.
Von welchem hersteller kommt die grundlage der sehr zurückhaltenden bemalung? ....gefällt sehr !( :daumen bemalung)

beste grüsse

claus

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BeitragVerfasst: 2. Feb 2022, 17:23 
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Lieber claus,

die Grundierung der Figuren kommt bei mir in mattschwarz aus der Spraydose.

Die weitere Bemalung der Figuren und auch das washing mache ich mittlerweile mit Acrylfarben. Der Vorteil ist, dass man diese wasserlöslichen Farben vor der endgültigen Trocknung immer nochmal korrigieren kann, ohne den darunter liegenden Lack zu beschädigen und man kann, Du kennst es von den Ölfarben, nass in nass arbeiten, bei jedoch erheblich kürzerer Trockenzeit.

Ich habe mittlerweile Acrylfarben von verschiedenen Herstellern.

Das schwarz-graue Washing mache ich derzeit noch (solange aus den Tuben noch etwas herauszuquetschen ist) mit Farben aus einem Billig-Malset, dass ich mal, ursprünglich für den eigentlichen Zweck gedacht, bei einem Discounter erstanden habe.

Beim weißen Fahreranzug ist die Bemalung aber gründlich in die Hose gegangen, denn das Billigweiß deckte nicht richtig und wurde krümelig. Daher musste ich hier erstmal mit dem "Revell-Töpfchen" arbeiten, bevor ich dann das washing auftragen konnte. Daher sieht dieser Fahreranzug in der Vergrößerung ziemlich rauh aus. Hoffentlich ist er dem Fahrer nicht zu kratzig, denn das stört die Konzentration beim Fahren. :mrgreen:

Die Gesichter bemale ich mit Farben aus einem Set namens "Flesh Paint" vom Hersteller Lifecolor, wobei ich mich für die mitteleuropäischen Gesichter auf die drei bis vier hellsten Farben aus diesem Set beschränke.

Weitere Farbensets habe ich vom Hersteller "Abteilung 502"

Ich habe diese, wie auch das erstgenannte Set, vom in Deutschland ansässigen Anbieter zinnfigur.com, den ich aufgrund seines großen Sortiments sehr empfehlen kann. Natürlich ist gerade auf dem Gebiet der Figurenmalerei das Angebot durch die unterschiedlichsten Onlineshops fast unübersehbar.

Das Gebiet der Figurenbemalung ist faszinierend, und ich stehe hier noch ganz am Anfang. Ich habe aber gerade an Modellen mit washing seit einiger Zeit richtig Gefallen gefunden, seien es die Figuren oder die Cars selber.


Gruß, Taffy

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