Nach einiger Zeit mal wieder ein paar Zeilen von mir.
Die Arbeit am Ferguson P99 erfuhr erst mal eine Unterbrechung, denn ein anderes Projekt wollte zum Stichtag fertiggestellt sein: Ich war zu meinem ersten Proxy race eingeladen worden. Bislang wusste ich nicht viel darüber, aber ich ließ es mir erklären.
Zu einem festgelegten Reglement und historischem Thema – hier die Formel 1 der Jahre 1966 und 1967, werden Slotcars gebaut und zum Rennevent geschickt, wo sie von erfahrenen Slotracern gefahren werden. Jeder der Fahrer fährt mit jedem Car. Keiner der Erbauer fährt selbst! Das Car mit den meisten erreichten Runden und der besten Optik (Concourwertung zählt zu 25%) gewinnt. In den USA und England ist diese Art des Slotracing offensichtlich verbreitet.
Ich habe das erst für ein wenig crazy gehalten, nach dem Motto: „ich baue doch nicht mit viel Mühe ein Slotcar auf, um es dann auf der anderen Seite des großen Teichs von mir völlig Unbekannten in Klump fahren zu lassen.“ Aber als ich gesehen habe, wer da mittut, habe ich es mir anders überlegt und einen
1966er Ferrari 246
aufgebaut.
Mit dem Ferrari 246 startete Ferrari in die erste Saison der 3-Liter-Wagen. Dazu wurde kurzerhand der 6-Zylinder-2,4-L-Motor des Ferrari 246 Dino von 1958 in das Fahrgestell des 1965er Ferrari 1512 transplantiert. Der Wagen hatte nur wenige Einsätze unter Lorenzo Bandini und wurde wegen seines Hubraummankos schnell von Ferrari ersetzt.
Ich nahm mir vor, den Wagen zu bauen, den Bandini 1966 in Spa mit der Startnummer 7 gefahren ist (3.Platz):
Da es einen bodykit von Penelope Pitlane des Ferrari 1512 gibt, dachte ich mir: leichte Übung, den baue ich mal eben um. Damit fing die Hybris an und ich hing voll in der Sch..den Seilen. Denn der Ferrari 1512 und der Ferrari 246 unterscheiden sich im Heckbereich leider erheblich. Außerdem gibt es nur wenig Referenzmaterial im Netz. Aber jetzt hatte ich schon zugesagt und musste also da durch.
Es begann hiermit: Chassis Sm1S von Penelope Pitlane (Motor: Scalextric Sport, Reifen; Ortmann), die im Heckbereich schon geänderte Karosserie:
Dann habe ich die Getriebeatrappe des Strombecker Ferrari 158, der schon lange auf einem Ehrenplatz bei mir parkt ( ein schönes und fahrfähiges 60er-Jahre-Original), abgegossen und an das PP-Chassis angepasst. Die an den body angegossene Getriebeatrappe musste ich wegen des geänderten Heckdeckels entfernen, sie passte hinterher auch nicht mehr.
Der schwierigste Teil (dachte ich), war das Anfertigen der Auspuffanlage mittels Lötdraht. Da die „Rohre“ nicht sehr lang sind, verwarf ich den Gedanken, dass sich das alles bei einem Crash verbiegen könnte. Hatte auch keine andere Möglichkeit, denn anderes Material stand mir für den Zweck nicht zur Verfügung, und etwas anderes zu besorgen, hatte ich keine Zeit! Na, gut, das Ergebnis konnte sich einigermaßen sehen lassen. Die Auspuffenden sind im Original unterschiedlich lang, hier ist es noch etwas übertrieben:
An der Karosserie war, wie zu sehen, auch ein wenig Arbeit, aber überschaubar (ich lasse mal aus, dass mich die Spachtelmasse zum Verschließen der Löcher und Umformen der Karosserie fast zum Wahnsinn getrieben hätte – jetzt habe ich es mit Mr.White Putty gerichtet)
Dann habe ich angefangen, die hinteren Stoßdämper aus 0,8mm Kupferdraht, Aderendhülsen und kleinen Federstücken herzustellen.
Endlich konnte ich dann auch zum Pinsel greifen und mich außerdem mit Flachzange und Lötkolben am Kupferdraht zwecks Erstellung der hinteren Radaufhängungen vergehen, ein Zwischenschritt sah dann so aus:
Nachdem ich auf Hinweise im THE F-1 ONE-THIRTY-TWO SCRATCHBUILD FORUM dann noch den Heckbereich korrekt mit einer Batterie versehen und einschließlich der Scheibenbremsen verkabelt hatte, ist hier das Heck schon fertig (im Hintergrund der Strombecker-Ferrari)
Jetzt ging die Arbeit an der Karosse weiter, erst lackiert und bedecalt, sowie den Ansaugbereich mit Aderendhülsen und einem Cover aus feinem Drahtgitter (Dentalbedarf) gestaltet:
dann die Cockpitgestaltung, Instrumentengehäuse auf der Rückseite des Instrumentenbretts ergänzt (mit der Lochzange aus dichtem Schaumstoff ausgestanzt, sieht sehr echt aus, wie mit Schrumpflack überzogen) und „verkabelt“
Bis zur Fertigstellung verging dann schon noch ein wenig Zeit auf dem Schlachtfeld, insbesondere das Anbringen der Scheibe hat mich wieder einmal in den Wahnsinn getrieben.....
Jetzt ist er aber fertig, ich habe im ganzen 7 komplette Arbeitstage dafür gebraucht (habe zur Zeit Urlaub), also etwa 60 Stunden, ohne Unterbrechung durch meine Frau, die zur Zeit noch keinen Urlaub hat. Die konzentrierte Beschäftigung mit dem Car hat mir viel Freude gemacht.
Natürlich ist das eine absolute Ausnahmesituation gewesen.
A little bit closer:
Die Fahrerhände sind mir leider missraten.
Hier nochmal in Spa zum Tracktest, bevor er in Kürze seine Reise über den großen Teich antritt:
Mit dem Ferguson mache ich jetzt noch nicht direkt weiter. Wenn ich nämlich jetzt nicht bald wieder aus meinem Bastelkeller auftauche, bekomme ich wohl zu Recht von der Herrin des Hauses die rote Karte (sie hat ab nächster Woche auch Urlaub....).
Gruß, Taffy