Lieber Homer,
Du siehst mich hin und weg! Ich weiß zwar, dass dies ein Scratchbuild- und kein Literaturforum ist, aber in solchen Momenten werde ich manchmal lyrisch.
Außerdem glaube ich, hat es sich genauso zugetragen:
"Es war einer dieser letzten schönen Herbsttage gewesen, die einen fernen Hauch des Sommers mit sich bringen, und ein Mückenschwarm tanzte gegen den Schein der Abendsonne, als Jimmy Munroe den lindgrünen Ford F 100-Pickup, den er für den Verdienst des Lebensunterhaltes brauchte, vor dem alten Schuppen mit dem rostroten Wellblechdach außerhalb der Stadt zum Stehen brachte.
Heute war der Tag gekommen, auf den er so lange gewartet hatte.
Eine leichte Unruhe war in ihm, und um sich zu beruhigen, fischte er sich die Packung Lucky Strike aus dem umgekrempelten T-Shirt-Ärmel, zündete sich eine an, blies den Rauch aus dem offenen Fenster seines Pickup-Trucks und dachte zurück an den Tag, an dem alles begonnen hatte…
Es war im Frühjahr gewesen. Der Rennzirkus war über Land gezogen und hatte ihre abgelegene Kleinstadt erreicht. Es waren keine neuen Fahrzeuge gewesen, und auch keine der bekannten Fahrer, aber was wollten sie hier auf dem Land schon groß erwarten. Die Stockcars fuhren auf sogenannten Short Track Ovalen und sollten Lust machen auf mehr. Was ihnen im Fall von Jimmy Munroe auch gelungen war. Jimmy sah Speedy Thompson auf seinem 1955er Chevy Bel Air siegen und es war um ihn geschehen. Der Sound der 260 bhp starken Maschine klang ihm von nun an im Ohr, und er wusste: so einer musste es sein!
Er wusste, dass der alte Ed Ferguson in der hintersten Ecke seines Junkyards genau so ein Modell versteckt hielt. Hatte mit einem der Texaco-Sattelschlepper, die den Lebenssaft Amerikas in die hinterste Ecke des Landes brachten, zu enge Freundschaft geschlossen und war dadurch bei Ed gelandet. Er hatte ihn sich selbst wieder aufbauen wollen, aber es wurde nichts daraus. War gar keine leichte Sache für Jimmy gewesen, Ed das Wrack gegen so wenige Bucks wie möglich abzuschwatzen, aber zuletzt hatte er ihn doch bekommen.
Von dem Tag an hatte es für ihn nichts anderes als dieses Auto gegeben. Wenn er nicht gerade Geld für den Kauf der benötigten Ersatzteile verdiente, hing er mit Alex Partridge, seinem besten Freund, in dem alten Schuppen über dem Wagen, um ihn wieder flott zu bekommen. Wäre Alex´ Vater Alister nicht gewesen, der im Ort „Al Partridges Garage“ betrieb, stünde die Kiste aber wahrscheinlich heute noch nicht wieder auf den Beinen. Jimmys zweiter Anlaufpunkt war Marty´s Speedshop, wo die Augen jedes Racers beim Blick auf die prallgefüllten Regale größer wurden. Hier gab es alles, was das Herz begehrte, um den eigenen Schlitten schneller zu machen. Häufig hatte er hier herumgehangen, den Gesprächen der „Oregon Drifters“ gelauscht, die den Speedshop zu ihrem regelmäßigen Treffpunkt gemacht hatten. Hier wurde gefachsimpelt und sich für die nächsten Quartermiles vor den Toren der Stadt verabredet. Immer dabei: Art Bucknum mit seinem mattschwarzen Ford Highboy. Er war der ungekrönte König der Landstraße, bisher hatte noch keiner die Viertelmeile schneller zurückgelegt als er mit seinem alten Ford. Der Wagen war ein Erbstück von seinem Vater, Eliah Bucknum, der vor dem großen Krieg ein As auf den Salt Flats von Kalifornien und Utah gewesen war. Leider geriet er in einen Hinterhalt der damned Nazis und kehrte nicht aus Europa zurück. Seine Frau Carrie zog dann mit Sohn Art und dem alten Highboy zu ihrer Familie nach Oregon zurück. Art hegte und pflegte den alten Renner, um seines Vaters zu gedenken und wurde dabei nach und nach zum Anführer der „Oregon Drifters“.
Jimmys Munroes Traum war, endlich dazuzugehören. Das Aufnahmeritual bestand in einem Rennen gegen Art, und wer nicht ganz schlecht dabei aussah, der gehörte ab sofort dazu. Das war es, worauf Jimmy den ganzen heißen Sommer hingearbeitet hatte, in dem von der Hitze durchglühten Schuppen draußen vor der Stadt. Selbst Katie hatte er vernachlässigt, die süße Kleine, mit der er seit dem letzten Winter ging. Irgendwann hatte sie sich ganz von ihm zurückgezogen. „Saturday Night at the movies (who cares, what picture will be)“, das war Kinderkram, er wollte zu den richtigen Männern gehören.
Heute also, heute sollte es sein. Er knallte die Tür seines Pickups zu, die scheppernd ins Schloss fiel. Dann öffnete er die beiden Flügel des Tores, hinter dem sein Ein und Alles kauerte. Seinen Chevy hatte er selbst lackiert: vorne wespengelb, wie der Short Track Chevy von Speedy Thompson und hinten tiefschwarz. Alle, die gegen ihn in Zukunft den Kürzeren ziehen sollten, würden damit sehen, an wen er seine Seele zu verkaufen bereit war.
Er ging noch einmal um den Wagen herum, die verchromte Hutze auf der Haube würde doch wohl die passende Beatmung ermöglichen? Die Sidepipes hatte er letzte Woche noch bei Marty im Speedshop erstanden. Damit musste ein zusätzliches Quentchen Leistung zu holen sein, vielleicht gerade soviel, um gegen Arts leichten Highboy zu bestehen. Er stieg ein, strich sich noch mal mit beiden Händen die Haare nach hinten glatt und ließ den Motor an. Das unmittelbar einsetzende Brabbeln und Bratzeln ließ die Wände des alten Wellblechschuppens erzittern und Jimmy rollte hinaus, seiner Verabredung entgegen. Langsam cruisend zeigte er seinen Chevrolet den braven Bürgern der Stadt, den Arm lässig aus dem Fenstern hängend. Vor Lories Diner stand die Jugend des Ortes, viele mit eigenem Wagen oder dem der Eltern. Er drückte kurz das Gaspedal nieder und war sich gewiß: das Grollen des Motors zog alle Blicke auf ihn. Rechts aus der Baker Street sah er die eng und hoch beieinander stehenden Scheinwerfer von Art Bucknums Ford sich nähern. Passend zu den rot lackierten Felgen des alten Rennwagens baumelten zwei rote Plüschwürfel am Rückspiegel. Als Art Jimmy ansah und darauf zeigte, nahm Jimmy wahr, dass die süße Blondine neben Art niemand anderes als seine Katie war. Nur mühsam konnte er sich beherrschen und ließ das knallgelbe Plüaschwürfelpaar, das er sich passend zum Wagen besorgt hatte, im Handschuhfach. Er wollte jetzt und hier kein Rennen wagen, denn er wusste, dass der Sheriff nur auf eine solche Gelegenheit wartete. So wand er sich unter Katies spöttischem Blick, als Art mit durchdrehenden Rädern in Richtung der alten Fabrik durchstartete, die für heute als Treffpunkt ausgemacht war. Er würde es ihnen schon zeigen! Er wusste, dass Alex bei der alten Fabrik auf ihn warten würde und das war eine Beruhigung für ihn, denn so stand er doch nicht ganz allein gegen die „Drifters“. Nachdenklich setzte er sich in Bewegung….."
To be continued...?
Gruß, Taffy
_________________ sleeping dogs never bite
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