Liebe Freunde des gepflegten Slot-Rennsports,
geht Euch das auch so? Da gibt es Projekte, die verschwinden angefangen in einer Kiste, und fast 10 Jahre später tauchen sie wieder auf und rufen: „Bau mich fertig“.
So der Gordini, den ich Euch hier vorstellen möchte.
Es gab vor vielen Jahren eine Zeit, da wurde im Westen die Slot-Serie „Vintage Slot Classics“ von Thomas Willner veranstaltet. Da wurden im Maßstab 1:24 Formelrenner mit Frontmotor-Vorbild sowie zwei Sportwagenklassen bis 1961 gefahren. Was die Formel-Rennerei in 1:24 angeht, war das für mich damals die Initialzündung.
Nach anderen Formelrennwagen, wie BRM, Connaught, Mercedes W196, Lancia/Ferrari D50, die ich nach und nach baute, war da eben auch dieser Gordini. Ich weiß heute nicht mehr, aus welcher Quelle die Karosse stammte, das Vorbild war aber ziemlich sicher einer der bekannten englischen Merit-Bausätze aus den 60er-Jahren, von denen die Alfetta und der Talbot Lago noch immer (in wievielter Produzentenhand?) als Bausatz auf dem Markt sind.
Das Problem an der Gordini-Karosse war nur, dass sie sehr klein ist. Gut, werdet Ihr fragen, was ist denn mit dem Austin 7 Special in 1:32, den Du kürzlich gezeigt hast? Leute, das war damals anders, da wusste ich nicht mal, dass es Slotcars in 1:32 gibt und sah im Gordini nur Probleme: Schmal, vorne kaum Karosserieüberhang, um den Leitkiel vernünftig unter zu bringen. Daher wurde er mehrfach zugunsten anderer, leichter zu bauender Cars zurückgestellt. Damals war eben auch die Auswahl an Chassis noch nicht so gut wie heute. Aber ein Sakatsu-Formelchassis lief mir über den Weg, per Zufall, und es hatte vorne eine gaaaanz schmale Vorderachsaufnahme, das schien gut geeignet, wenn auch die Vorderachse ohne spezielle Lager nur im Metall der Halterung lief. Bevor ich aber den Gordini fertig aufbauen konnte, wurde diese schöne Rennserie leider eingestellt. Ich glaube, 2009 war das. Da Zeit ein knappes Gut war, und der Gordini keine Einsatzmöglichkeiten mehr hatte, verschwand er mit den dafür zusammengesammelten Teile in einem Karton und war dann erstmal weg.
Einige der Fahrer, die in dieser Serie mittaten, trauerten ihr lange hinterher, bis sie kürzlich die „Pre 59“ ins Leben riefen, um den alten Frontmotor-Rennern wieder Auslauf zu geben.
Und siehe da, das Interesse ist groß! Auch ich habe mich an meinen Gordini erinnert, die verstaubte Schachtel herausgeholt und innerhalb von drei Tagen das Car aufgebaut und das Chassis verbessert.
Jetzt will ich Euch aber nicht länger auf die Folter spannen, hier ist er:
Mein alter Freund Peter Hartmann kritisiert, dass der Wagen ein wenig wie ein Gokart aussieht, also zu wenig Bodenfreiheit hat. Ich muss ihm Recht geben, natürlich ist das Car eher an die Vorgaben des Reglements angelehnt gebaut, als an die Maße des Vorbilds, wie ich das in 1:32 machen würde. Aber ich will mir natürlich nicht von vornherein durch einen zu originalgetreuen Aufbau mit entsprechenden Einbußen an Straßenlage zu viele Chancen nehmen, denn Ihr wisst ja, ein besonders guter Fahrer bin ich ohnehin nicht.
Ein wenig kommt der Effekt aber auch durch die recht großen Räder, die es aber braucht, um mit dem nicht (!) höhenverstellbaren Sakatsu-Chassis die vorgeschriebene Bodenfreiheit zu erzielen. Ich habe das Chassis durch eine untergeschraubte 1mm-Messingplatte optimiert. Da der U-förmige Hinterachshalter ohnehin von unten gegen die Chassisgrundplatte geschraubt ist, wurde durch die Messingplatte die Bodenfreiheit nicht verändert. Dann habe ich noch einen modifizierten Leitkiel verbaut und vorne den Achshalter aufgebohrt, um auch die Vorderachse in Kugellagern laufen zu lassen.
Da Ihr ja gerne auch mal Chassis und Karo getrennt seht, habe ich auch das fotografiert:
Bei der Karo war kein besonderer Aufwand vonnöten. Die Fahrerfigur hatte ich damals schon mit in die Aufbewahrungsbox gelegt, leider weiß ich nicht mehr, wo ich sie herhabe. Das Lenkrad ist ein Handrad aus dem Graupner-Schiffsmodellbau-Regal. Der Gordini hatte tatsächlich ein graues Drei-Speichen-Lenkrad, allerdings nicht geschüsselt. Der Auspuff: ein Alurohr, hinten angeschrägt. Hintere Stoßdämpfer aus der Grabbelkiste, ebenso die Spiegel (mit Spiegelfolie) und der Tankdeckel. Die Ausschnitte in der Motorhaube habe ich mit einem Stück ausrangiertem Scherblatt eines Elektrorasierers hinterklebt (Ihr wisst ja: alles aufheben!). Für den Kühler ein Stückchen Bare-Metal-Folie, mit klar gelackt und danach farblich mit stark verdünntem Schwarz etwas abgesetzt.
Diesmal, seht mir das bitte nach, ging mir der Bau des Slotcars vor, so dass ich „unterwegs“ keine Fotos gemacht habe.
So, im September findet ein Pre59-Lauf im nach Umzug wiedereröffneten Slotclub in Duisburg-Mündelheim statt, da soll der Gordini den ersten Auslauf bekommen. Wünscht mir Glück!
Gruß, Taffy